Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 436
(PDF, 142 MB)
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als Famulus im Dienste des Grafen und weiß sehr wortreich über
diese Versuche zu berichten* Das Verfahren des Grafen von Kueff-
stein war etwas verschieden von demjenigen des Paracelsus* Diese
phantastischen Prozeduren sollen schließlich zur Erzeugung einer
Anzahl von Kobolden geführt haben, über deren tolle Streiche
Kammerer mit besonderer Ausführlichkeit berichtet

Vielen dieser wunderlichen Berichte liegt auch blos die ein'
fache Tatsache zu Grunde, daß der vermeintliche Homunkulus ein
mechanischer Apparat war, wie ein solcher Automat auf der vorjährigen
elektrotechnischen Ausstellung zu London vorgeführt
wurde und weiteren Kreisen durch die Abbildungen der verschiedenen
deutschen „Illustrierten** bekannt geworden ist» Verschiedene
solcher Apparate haben eine gewisse Berühmtheit erlangt und
deren sagenhaftes Andenken lebt in mannigfachen Schriften weiter.
Einer der bekanntesten war der „Androld" des berühmten Albertus
Magnus» Nach dreißigjähriger Arbeit soll es Albertus Magnus
gelungen sein, einen Automaten herzustellen, der alle menschlichen
Verrichtungen ausführen konnte» Durch eine geheime Prozedur
soll Albertus Magnus diesem Automaten die Gabe der Sprache
und eine derart scharfsinnige Intelligenz verliehen haben, daß er
vermochte, mit Thomas von Äquin über theologische Fragen zu
disputieren und den berühmten Theologen durch seine subtilen
Argumente derart in die Enge zu treiben, daß dieser ihn schließlich
im Eifer mit Stockhieben zertrümmerte. Einen ähnlichen Automaten
, der zudem die Gabe der Wahrsagung besaß, soll auch Bacon
konstruiert haben, während man Johannes Müller, bekannter als
Regiomontanus, einen fliegenden Adler zuschrieb.3)

Die Chimäre von der Erzeugung eines menschenähnlichen Wesens
auf magiseh-alchemistischem Wege ist ein sehr dankbares literarisches
Motiv, das auch wiederholt verwertet worden ist. Selbst
Goethe hat es nicht verschmäht, dieses Thema in seinen „Faust**,
2. Teil, aufzunehmen. Einer der ersten Homunkulusromane erschien
in England und hatte M. W. Shelley, die Schwester des berühmten
englischen Dichters Percy Brysshe Shelley, zur Verfasserin
. Dieser Roman, betitelt „Frankenstein, oder der moderne
Prometheus" ist in vortrefflicher Weise von Heinz Widtmann ins
Deutsche übersetzt worden.4) Die Verfasserin behandelt zunächst
die eigentliche Prozedur zur Erzeugung des Homunkulus und schildert
dann ungemein packend und mit großem psychologischen

») Colin de Plaaey. Dictionnaire Infernal. Paris 1844. 3. Aufl. S. 16, 65, 335.
Veflag Mut Alfmann, Leipzig.


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