Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 463
(PDF, 142 MB)
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so lebhaft war, daß er beim Erwachen Gedidit wie Komposition
ohne Schwierigkeit niederzuschreiben vermochte.

So zeigte sich auch, nach seiner eigenen Angabe, dem berühmten
Cardan das Schicksal ganzer Lebensjahre öfter in einem einzigen
Bild des nächtlichen Traumes* Viele haben das, worüber sie
sich im gewöhnlichen, wachen Zustande ganze Tage, und vielleicht
auch da noch vergebens, würden abgemüht und abgearbeitet haben,
in einem einzigen glücklich kombinirenden Blick der Traumes gefunden
und vollendet Ja nicht blos vermag der Traum in seiner
Bildersprache, deren Bedeutung der Menschenseele meist sogleich
klar ist, Begebenheiten des wachen Lebens, welche in sich selber aus
dein mannigfaltigsten einzelnen Umständen und Beziehungen zusammengesetzt
waren und zu ihrem ganzen Verlaufe Monate und
Jahre bedurften, Dinge, die sich in der Wortsprache nur durch eine
sehr zusammengesetzte Reihe von Vorstellungen und Gedanken
darstellen und klar machen lassen, öfters mit Blitzesschnelle, auf
einen einzigen Blick zu enthüllen, sondern es scheint auch seine
magische Darstellungsgabe in gewissen Fällen sogar noch auf das
Jenseits hinüber zu reichen, und es wird z* B. jenem frommen Dietrich
von Werthern, von welchem Erasmus Franzisci erzählt, im
Traum sein nahes Ende auf eine Weise vorausverkündigt, welche
auf das, was für ihn jenseits liegt, einen Schluß ziehen läßt

Ohne daß wir deshalb in Versuchung kommen könnten, dem
Traume vor dem Wachen, dem Närrischsein vor der Besonnenheit,
der Trunkenheit vor der Nüchternheit irgend einen Vorzug einzuräumen
, ja indem wir uns sogar* daran erinnern, daß der Mensch
jenes innere Organ, was dem Geist die Traumbilder reflektiert,
mit dem Tiere gemeinschaftlich besitzt, dürfen wir uns doch nicht
leugnen, daß jene Abbreviaturen und Hieroglyphensprache der
Natur der Seele in mancher Hinsicht angeeigneter erscheint als
unsere gewöhnliche Wortsprache, Jene ist zum Teil ausdrucksvoller
, schnell und viel umfassender, der Ausgedehntheit in die Zeit
viel minder unterworfen als diese. Die letztere müssen wir erst erlernen
, dagegen ist uns jene angeboren, und die Seele versucht
diese ihr eigentümliche Sprache zu reden, sobald sie im Schlafe
oder Delirium aus der gewöhnlichen (wachen) Unterwürfigkeit
unter ihren Geist und aus der Verkettung mit ihrem gröberen
Körper etwas los und frei geworden ist

Jene Sprache hat übrigens, außerdem daß sie, aus der Region
des Gefühls hervorgehend und auf diese zunächst sich richtend,
über die Kräfte unserer innern Natur eben so viel vermag als die
orpheische Liedersprache über die der äußeren, noch eine andere,


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