Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 539
(PDF, 142 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1928/0543
— 539 —

reichen konnte. Alle Gegenstände des Zimmers wurden von ihm
scharf gezeichnet wiedergegeben.

Indem ich midi nun anschickte, meine Gedanken ein weni£
Revue passieren zu lassen, audi im Begriffe war, wie das so ist,
sie in die weite Welt hinauszusenden, streifte ich mit meinen Blik-
ken den Spiegel. Das Fenster stand zur Hälfte auf und gab somit
gute Vorbedeutung oder symbolischen Anklang in der Richtung,
die Gedanken ungehindert ins Freie, in die weife Welt hinaus zu
senden, um zu sehen, was sie dort beginnen und erfahren könnten.
Das Licht der angehenden Dämmerung fiel unter den vorhandenen
Umständen noch gut in den Spiegel*

Da war's, als müsse ich über den Spiegel selbst nachdenken.
Ici hatte ja schon vielerlei gelesen, auch über Spiegelmagie; Experimente
dieserhalb aber noch nicht näher angestellt. Jetzt bekam ich
- mm den Eindruck, als wolle der Spiegel oder etwas aus ihm selbst
mir Näheres und vielleicht Wichtiges sagen. Das, was ich gelesen
hatte, wußte ich nicht mehr im Einzelnen, aber die im Unterbewußtsein
verankerten Gedanken, geistigen und auch sinnlichen Eindrücke
hatten wohl die komplexive Wirkung gehabt, daß nun eben die
Spiegelwirkung midi festhielt.

Ich trat näher an den Spiegel heran. Die Gegenstände zeichneten
sich noch immer wie üblich ab. Auch an meinem Bilde konnte
ich besondere auffällige Veränderung nicht bemerken. Und doch
war ich durch den Spiegel wie intuiert worden. Die Gedanken
fingen an, sich stärker zu regen. Ich setzte mich nunmehr wieder
auf den Stuhl am Tisch und befrachtete weifer den Spiegel. Jetzt
fiel mir ein, daß im Spiegel sich Gesichte von Menschen gezeigt
hatten, die sich um die Interessen anderer Menschen eigentümlich
kümmerten, nämlich meist im üblen Sinne, indem sie, statt Gutes
zu bringen, Schlechtes im Schilde führten. Ein solcher Fall war
mir von nächster Seite selbst erzählt worden. Daran mußte ich
denken, und ich war froh, nicht etwa ein solches Gesicht im Spiegel
auftreten 201 sehen. Ich wünschte es nicht, zumal ich ja auch Keinen
im Verdacht hatte, mir Böses antun zu wollen.

Der mich interessierende Eindruck an dem Spiegel blieb weiter
bestehen. Es drängten sich mir Gedanken herzu, die Weites
brachten und wieder in Weiten verliefen. Strahlungen, Widerscheine
tauchten im Innern auf. Sie ergaben eine innerliche Verfassung
, die als „berührt vom Fremden und von fremdestem Bereich
" zu bezeichnen und vielleicht die Lage eines Menschen ist,
der in Tiefen und Höhen schöpft, die Töne der singenden und
brausenden Urquelle vernimmt und etwas zu gestalten weiß, das


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1928/0543