Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 19
(PDF, 142 MB)
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Vom Behexen und vom Bildzauber.

Von Ernst Hentges.

(Nachdruck verboten!)

„Es gibt keine andere Magie
als Liebe und Haß'*.

(Plofinos.)

Die stärksten Triebkräfte zur magischen Betätigung sind Liebe
und Haß* Nachdem wir bereits früher1) die verschiedenen Arten
des Liebeszaubers behandelt haben, werden wir im Nachstehenden
die eigenartigen Prozeduren der schädigenden Magie zur Befriedigung
des Hasses oder des Neides kennen lernen. Das Mittel dazu
wat im Wesentlichen die figürliche Darstellung jener Person, die
man schädigen oder töten wollte. Dieses Abbild wurde in mannigfacher
Weise mißhandelt, und die Mißhandlung sollte sich fernwirkend
auf die dargestellte Person übertragen. Das Prinzip jeglicher
nagischen Betätigung besteht in der Identifizierung eines
Symbols mit einer bestimmten Sache oder Person. Diese Auffassung
liegt auch dem sogenannten Bildzauber zu Grunde.

Der Bildzauber findet sich zu allen Zeiten und in allen Ländern
wieder und reicht wahrscheinlich bis auf die ersten Alter der
Menschheit zurück. „Fünfzehn oder zwanzig Jahrtausende vor
unserer Zeitrechnung, zur Zeit des Mammuts und des Renntieres
", schreibt Salomon Reinach,2) „gab es in Gallien bereits
Künstler, die in ihren Höhlenwohnungen in der Gegend von Pen-
gord und in den Pyrenäen Darstellungen von Tieren meißelten und
malten. Als Vorbilder dienten ihnen nicht beliebige Tierarten,
sondern nur solche, die eßbar und wünschenswert sind; Raubtiere
wurden beinahe niemals bildlich dargestellt. Manchmal wurden
auch Tiere dargestellt, die von Pfeilen durchbohrt sind, wohl in der
Voraussicht einer glücklichen Jagd oder in der Erwartung, daß die
Wirklichkeit der bildlichen Darstellung entsprechen möge. Es ist
dies die gleiche Auffassung, die wir später im Mittelalter wiederfinden
, wenn man einen Feind dadurch behexen wollte, daß man
eine ihm ähnelnden Wachsfigur mit Nadeln durchstach*'.

Auch bei den Kelten, die späterhin vom Rhein herkommend in
Gallien vordrangen, war mutmaßlich der Glaube an den Bildzauber
verbreitet, wie aus dem Fehlen jeglicher Spur einer figürlichen

x) Siehe die Abhandlung „Liebeszauber und Liebesfranke" im Z. f. O.,
November- und Dezemberheft 1928.

2) Salomon Reinach, Orpheus. Histoire generale des religions. Paris 1914.
Seite 165.

2"


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