Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 22
(PDF, 142 MB)
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Rolle des Namens bei allen magischen Operationen.4) Der Name
vertritt magisch den Benannten, ist gleichsam dessen Doppelgänger
und macht gewissermaßen dessen Wesen aus. Für den magisch
Denkenden gilt überhaupt das Wort als Abbild der Wirklichkeit.
Um eine möglichst weitgehende Identität der Wachsfigur mit der
zu behexenden Person zu erreichen, war es Vorschrift, erstere auf
den Namen des betreffenden Individuums taufen zu lassen. Man
erteilte ihr auch alle kirchlichen Sakramente, die der betreffende
Mensch bisher empfangen hatte. Die Geschichte der Hexenprozesse
kennt Fälle, wo kirchliche Sakramente tatsächlich zu magischen
Zwecken mißbraucht worden sind.

Um einen möglichst intimen Zusammenhang zwischen dem
Wachsbild und einer bestimmten Person herzustellen, pflegte man
zudem noch gewisse von dieser Person herrührende Substanzen,
wie Haare» Nägel, Zähne, Menstrualblut, Kot oder auch bloß Stof f-
teile ihrer Kleider, in das Wachs einzukneten. Dem lag die Auffassung
zu Grunde, daß alle Dinge, die mit einer Person in Berührung
kommen, von deren Ichheit besetzt sind. Das magische Denken
betrachtet die Dinge, welche einmal räumlich oder zeitlich mit
einander verknüpft waren, als zueinander gehörig, als eine Einheit.
In der Magie gilt ein Teil für das Ganze. ,

Nach diesen Vorbereitungen begann die eigentliche Behexung.
Unter Vornahme bestimmter Räucherungen und unter dem Hersagen
komplizierter Beschwörungen und entsetzlichen Verwünschungen
wurde die Wachsfigur mit Nadeln, Dornen oder einem
Messer durchstochen, oder man ließ diese in der Nähe eines offenen
Herdfeuers langsam zerschmelzen. Diese Operation führte in
der Regel nicht sofort zu dem gewünschten Resultat. Zum öftesten
war auch ein langsames Quälen, eine raffinierte Peinigung des
Opfers erwünscht und die magische Manipulation der Wachsfigur
mußte mehrmals wiederholt werden, und zwar jedesmal genau zur
selben Stunde. Wie bei allen magischen Zeremonien, so spielt auch
hier die Wahl der rechten Stunde eine ausschlaggebende Rolle,
Picafrix in seinem „Clef des Clavicules"5) belehrt uns: „Im allgemeinen
soll die Behexung des Nachts stattfinden. Es ist von Vorteil
, wenn der Mond in einem seiner schlechten Häuser steht. Ein
schlechter Aspekt des Mondes mit Mars oder Saturn, besonders
wenn dieselben in den Zeichen Zwillinge oder Krebs stehen, be-

4) Vergl. die Abhandlung „Beschwörungsmagie" im Z. f. O., Septemberheft
1928, S. 109—112.

5) Manuscript aus dem Jahre 1256 in der Bibliotheque de PÄrsenal zu Paris.


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