Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 33
(PDF, 142 MB)
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boren. Es ist dieselbe Anlage, die sich uns als der versteckte Poet
der Träume und in der Begeisterung der poetischen sowie der
höheren prophetischen Region kundgibt

Wenn das Gewissen ursprünglich ein Organ dejc Stimme Gottes
im Menschen gewesen und diese Stimme selber, so ist es freilich
seit der großen Sprachenverwirrung zum Teil weif von seiner ursprünglichen
Bestimmung abgewichen, und jenes geistigen Organs
bedient sich öfters eine der göttlichen sehr entgegengesetzt^
Stimme, mißbraucht dasselbe aufs entsetzlichste. Wir vernehmen
deshalb nicht bloß im Traume, sondern auch in der pythischen
Begeisterung und im Fanatismus sowohl des Unglaubens als des
Aberglaubens durch jenes Organ eine Geisfersprache, die sich
zwar zum Teil derselben Worte bedient als die ursprüngliche, aber
diese in einem ganz anderen, ungeheuer verschiedenen Sinne gebraucht
, sie zu einem ganz entgegengesetzten Zwecke mißbraucht.
Indessen bleibt das Gewissen überall jene Region des Gefühls, auf
welche und in welcher alle Einflüsse einer höheren oder niederen,
guten oder schlimmen Geisterwelt wirken, durch welche sich alle
Kräfte eines ehemaligen und künftigen Lebens äußern.

In dieser Zweiseitigkeif und Doppelsinnigkeit verrät sich jene
geistige Anlage überall, und es ist kein Zeitalter, keine Nation,
woraus sich nicht mitten unter den ungeheuersten Mißfönen, wozu
bei ihnen jenes Organ entwürdigt worden, auch noch einzelne Töne
der entgegengesetzten höheren Stimme vernehmen ließen.

Dieses geistige Organ im Menschen in seiner Doppelseitigkeif
ist der gute und böse Dämon, welcher den Menschen durchs Leben
begleitet und, je nachdem er der einen oder anderen Stimme mehr
Gehör gegeben, ihn zu einem glücklichen oder unglücklichen Ziele
führt. Der gute (sokrafische) Dämon erregt in der Seele die Sehnsucht
des Besseren und bestraft sie anfangs leiser, je mehr sie ihm
aber Gehör gibt, desto vernehmlicher über jede Handlung, jedes
Wort, jeden Gedanken, welcher sie von dem guten Ziele hinwegführt
. Dieser Dämon ist prophetisch, und Jeder, der mit den Führungen
des inneren Lebens bekannt ist, wird erfahren haben, wie
oft uns derselbe schon vor jenen Veranlassungen und Gelegenheiten
warnt und mit höherer Gewalt bewahrt, hinter denen, uns
noch ganz unbekannt, das Böse auf uns lauert. Noch sind wir uns
keiner, selbst nicht der leisesten bösen Absicht bewußt, und doch
fühlen wir, wenn wir uns der unbekannten Gefahr nähern, eine
Unruhe, eine Angst, fast wie nach einer vollbrachten bösen I land-
lung. Auch vor andern, bloß leiblichen Gefahren warnt uns der
sokrafische Dämon. Jener fromme Geistliche geht aus, um den

Zentralblatt für Okkultismus. XXIII. Jahrgang. «i


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