Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 38
(PDF, 142 MB)
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noch vermehren, öfters führt ihn die Verzweiflung nahe zum
Selbstmord und zu anderen schlimmen Ausbrüchen.

Auch in anderen Fällen nimmt jener böse Dämon die Gestalt
dej besseren Gewissens als Bestrafer und innerer Rächer des
Bösen ar\, verstellt sich in die Form des guten Engels und macht die
verzweifelnde Seele desto sicherer gegen die Stimme alles besseren
Trostes, aller Liebe und des höheren Friedens taub. Mit bewundernswürdiger
Dialektik weiß er alle Gegengründe und Vorstellungen
der besseren Stimme zu widerlegen. Diese Dialektik
erscheint überhaupt noch anderwärts als eine Erfindung des bösen
Dämons, deren der gute nicht bedarf. Hierher gehören alle Ausbrüche
des sogenannten religiösen Wahnsinnes und des Fanatismus.
Die scheinbar religiöse Maske ist eine der gewöhnlichsten Erscheinungsformen
jenes schlimmen Geistes, wodurch er nur zu häufig
auch die Äußerungen des guten lächerlich und verdächtig macht9)

Jene Bilder- und Gesfalfensprache, deren sich das geistige
Organ der ursprünglichen Sprache im Traume und in der poetischen
und prophetischen Begeisterung bedient, finden wir auch in
seinen ersten und unmittelbarsten Äußerungen als Gewissen wieder
,, und auch die Welt der Furien spricht mit dem Menschen auf
furchtbar laute Weise jene Geistersprache. Auch dieser Sprache
geht der schon früher erwähnte Charakter einer allgemeinen
Verständlichkeit nicht ab. Das Bild des Ermordeten, welches einem
gewissen Mahler, der der Mörder war, überall nachfolgte, überall
begegnete, träumend und wachend mit furchtbarem, stillem Ernst
ins Gesicht schaute, hafte, als es von jenem gemalt war, für jeden,
der es sah, ohne nur das Mindeste von der Veranlassung zu wissen,
etwas Unheimliches, Furcht- und Grausenerregendes. Und doch
war es dem Ansehen nach nur das Portrait eines schönen, wohlgekleideten
, etwas ernst blickenden Mannes von mittleren Jahren.
Bekannt ist auch in jener Hinsicht die Wirkung der Töne und
Worte, welche religiöse Melancholie auspreßte, auf Andere«

Das Bild einer einzelnen Handlung oder eines einzelnen Neben-
umstandes derselben ist es„ welches Verbrecher öfters als marternde
Furie lange Jahre begleitet. Viele haben erzähl^ wie das
Wimmern des Ermordeten* das Bild einer gewissen Gegend, worin
die Handlung geschah, das Blut, das sie immer noch an ihren Händen
oder an dem Orte, wo es vergossen worden, zu sehen glaubten,

9) Allerdings ist, besonders bei Gelegenheit der sogenannt religiösen Melancholie
, etwas Körperliches nicht zu verkennen, nur bleibe man bei diesem Körperlichen
nicht allein stehen.


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