Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 40
(PDF, 142 MB)
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gesichtern unserer doppelsinnigen Natur pflegt,, jenem kontrastierenden
Freundespaar der alten Zeit gleich, das eine dann zu lachen,
wenn das andre weint, das eine zu schlummern und nur noch im
Traume zu reden, wenn das andere am hellsten wacht und das laute
Wort führt Wenn der äußere Mensch sich am ungebundensten und
fröhlichsten in eine Fülle von Genüssen versenkt, stört jenen Rausch
eine Stimme der inneren Unlust und tiefen Trauer. Wer hat es
nicht, wenigstens in den Jahren einer besseren, stilleren Kindheit,
erfahren, wie auf ungebundene, fröhlich durchschwärmte Stunden
ein noch unbekanntes Gefühl von Leere, eine unwiderstehliche
Schwermut, Tränen ohne Ursache folgten, ja wie uns diese Schwermut
öfters mitten in der lautesten Freude überraschte? Auf der
andern Seite läßt uns der innere Mensch, wenn der äußere weint
und trauert, Töne einer Freude vernehmen, die uns, wenn wir
ihnen nur Gehör geben, unsere Schmerzen wohl vergessen machen,
und dieser Phönix frohlockt noch in der Flamme. Je frischer und
kräftiger der äußere Mensch vegetiert, desto ohnmächtiger wird
der innere, der sich dann in die Bilderwelt der dunklen Gefühle
und des Traumes zurückzieht'; je kräftiger dagegen der innere
Mensch auflebt, desto mehr muß der äußere absterben. Eine nur
gar zu alte Erfahrung! Was jener am liebsten will, ist diesem nichts
nutze; was dieser verlangt, ist jenem ein Gift. Beide Naturen
dieses seltsamen Zweigespannes fordern laut ihr Recht, das keine
der andern aufopfern will; die eine zieht dahin, die andere dorthin,
und in der unselig-seligen Mitte schwebt der Mensch, gerissen nach
zwei Seiten, öfters von dem widerspenstigen Gespann zerrissen;
unvermeidlich, sobald er immer die eine begünstigt, mit der andern
im tödlichen Kriege.

Wann wird dieser alte Widerspruch aufhören? Wird an jener
zweilebigen Mißgeburt, davon ein Leib dem andern zur Last ist,
der eine im Tode wirklich sterben, oder schleppen wir den närrischen
Doppelmagen mit uns hinüber und werden wir jenes vom
heiligen Altar unserer besten Entschlüsse11) oder am Sarge unserer
Liebsten frech auflachenden, in unsere schönsten Freuden laut
hineingrinsenden Ungeheuers auch dort nicht los? Wer hat sich
denn den seltsamen Scherz gemacht, mit unserer armen Natur das
Spiel einer Schlafrockpredigt zu spielen, wo zu der Rede des Predigers
, der keine Arme hat, eine andere mit in sein Gewand ver-

11) Mehr oder minder wird Jeder in seinem Leben die Erfahrung des Jean
Panischen Feldpredigers Schmelzte (am Altäre) oder die des Stifters der englischen
Methodisten, dessen Lachsucht beim Gottesdienst eine Zeitlang anstek-
kend wurde, an sich selbst gemacht haben.


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