Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 65
(PDF, 142 MB)
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IX. tatsächlich von La Mole behext worden war, und man begreift
das Entsetzen Katharina von Medicis, welche selbst einige Jahre
vorher Cosimo Ruggieri beauftragt hatte, die ihr unbequemen
Männer de Conde, de Coligny und d'Audelöt auf magischem Wege
zu beseitigen. Wegen dieses Vergehens wurde denn auch La Mole
am 30. April 1574 zum Tode verurteilt.

Ein ähnlicher Prozeß fand zweieinhalb Jahrhunderte früher
unter Ludwig X. statt, dessen Opfer der französische Finanzminister
Enguerrand de Marigny war, weil er versucht hatte, den
König in magischer Weise zu töten.

Wenn wir nach dem ironischen Wort Goethes so klug sind und
es so herrlich weit gebracht haben, so glaubt man, genau wie im
Mittelalter, auch heute noch in gewissen Kreisen an die Möglichkeit
und die tatsächliche Wirksamkeit des Behexens. Bezeichnend
hierfür ist ein Vorfall, der vor ungefähr dreieinhalb Jahrzehnten
einiges Aufsehen erregte und sich in Paris, der Lichtstadt, in
Kreisen von Intellektuellen abspielte. Als anfangs Januar 1893 der
Abbe Boullan aus Lyon, der Begründer einer mystisch-erotischen
Sekte, ziemlich plötzlich starb, behaupteten Jules Bois und Huys-
mans in den Zeitungen „Gil Blas" und „Figaro", ihr Freund Boullan
sei infolge einer Behexung gestorben, deren Urheber Sfanislas de
Guaita, der Großmeister des kabbalistischen Rosenkreuzer-Ordens,
sei. Diese öffentliche Anklage führte zu einer sehr erbitterten
Polemik, die mit einem Duell zwischen de Guaita und Bois und
einige Tage später zwischen Bois und Dr. Papus endete.

In letzter Zeit fanden in Frankreich zwei Prozesse statt, die
eindringlich beweisen, daß man in größeren Städten auch heute
noch steif und fest an das Behexen glaubt. Frau Marie Mesmin aus
Bordeaux, die Begründerin des Kultus der weinenden Madonna,7)
litt an mancherlei Gebrechen und Beschwerden, und sie vermeinte,
diese Leiden seien ihr von mißgünstigen Geistlichen angehext worden
. Sie vermochte ihre Anhänger von diesem Glauben zu überzeugen
, und da gewisse Theologen behaupten, man könne einen
bösen Zauber nur dadurch aufheben, daß man dessen Urheber
gründlich verprügelt, so unternahmen einige Freunde der Frau
Mesmin im Jahre 1919 eine Strafexpedition gegen den Archiman-
drit Saboungi, und im Jahre 1926 wiederholten sie dieses Experiment
, indem sie den Pfarrer Denoyers halb tot schlugen. Die beiden
Opfer führten selbstverständlich gerichtliche Klage wegen

7) Siehe den Aufsatz „Die weinende Madonna von Bordeaux" im Z. f. O.,
Oktober 1920.

Kentralblatt für Okkultismus. XXIII. Jahrgang, Ö


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