Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 88
(PDF, 142 MB)
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nüerte Gedichte, und wenn ihr zuweilen beim Deklamieren ein
Wort fehlte, half es nichts, wenn ihr die Umstehenden noch so laut
und deutlich einhalfen; sie mußte das fehlende Wort eben selber
finden. Wenn man ihr die Hände hielt, beklagte sie sich, ohne zu
wissen, welche Ursache ihre Bewegungen hemmte; ebenso wenn die
offenen, vor sich hinstarrenden Augen zugehalten wurden. Wenn
sie aus jenem Zustande erwachte, erschrak sie und wußte nichts
mehr von allem, was mit ihr vorgegangen. Sie war nun bis am
wechselnden Tage, wo die Träumerei wieder eintraf, dieselbe, die
sie zuvor gewesen. Nicht ohne einigen Anschein behaupteten die
sie besuchenden Freundinnen, sie habe zwei Seelen, welche wechselsweise
aus ihr sprächen.

Auch in dem ganz ähnlichen Falle, welchen Gmelin1) beschreibt
, gerief die Kranke abwechselnd in einen Zustand, wo sie
sich für eine ganz andere Person, für eine französische Ausgewanderte
, Tiielt und sich mit einem erträumten Unglück abquälte. Sie
sprach dann französisch oder gebrochen, und anfangs sogar mit
Schwierigkeif deutsch, hielt ihre Elfern und anwesende Freunde für
unbekannte Besuchende, die an ihrem unglücklichen Lose teilnahmen
, konnte sich durchaus an nichts erinnern, was auf ihre
wache und wahre Persönlichkeit Beziehung hatte, zeigte aber im
übrigen eine mehr als gewöhnlich erhöhte Geisfesfätigkeif. Beim
Erwachen wußte sie nichts von allem, was sie in jener erdichteten
Persönlichkeit getan und gesprochen, wohl aber erinnerte sie sich
deutlich an alles, was sich in der ganzen Reihe jener Zustände mit
ihr zugetragen hatte, sobald sie wieder hineingeriet. Beide Zustände
waren daher in sich selber zusammenhängend, jeder einzelne
aber mit dem andern außer Zusammenhang.

Ähnliche Fälle finden sich häufig von Ärzten aufgezeichnet.
Unter anden sind sich auch die Nachtwandler außer dem Anfall
dessen nicht bewu Öt, was während desselben mit ihnen vorging,
und können wiederum in dem Anfall, wo sie sich deutlich auf alles
besinnen, was in ähnlichen Zuständen mit ihnen geschehen, nicht
begreifen, daß sie auch noch zu anderer Zeit einer andern, wachen
Persönlichkeit genießen. Sie sind und glauben sich im Anfalle eine
ganz andere Person als im Wachen, und umgekehrt. Ein solches
Gefühl scheinbar doppelter Persönlichkeit wird auch nach langen
Krankheiten empfunden, und -sie ist im Wahnsinne mit lichten
Intervallen und im Traume wirklich vorhanden. Die Zustände
unserer Träume stehen häufig untereinander durch deutliche Rück-

) Materialien für die Anthropologie I, und Kluge a. a. O. S. 180.


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