Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 89
(PDF, 142 MB)
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erinnerung in Zusammenhang, und wir sind im Traume selbst dem
Charakter nach öfters eine ganz andere Person als im Wachen. Der
von Natur Sanftmütige ist dann jähzornig und streitsüchtig, der
Blöde voll Mutes.

Alle diese Fälle sind freilich dem Wahnsinn, wobei die höheren
Seelentätigkeiten nicht blos im Verhältnis zu den stärker aufgeregten
niederen, sondern absolut schwächer sind als gewöhnlich,
wenigstens ebenso nahe als dem magnetischen Hellsehen verwandt,
dürfen aber auf dieselbe Weise erklärt werden als dieses.

Auf eine bemerkenswerte Weise steht der Traum in der Mitte
zwischen dem Zustande des gewöhnlichen Wachens und jenem des
magnetischen Hellsehens. Im Traume, besonders in jenem aus der
Nähe des Erwachens, scheint zwar jener Nachtmensch der Ganglien
auch noch aufgeregt tätig, aber seine Herrschaft neigt sich
gegen das Erwachen hin zum Ende, das Übergewicht zum Gleichgewicht
, indem auf der andern Seite auch der Tagmensch des Cere-
bralsystems, des Bewußtseins und Erkennens, wieder tätig zu werden
anfängt. Und über die minder übermächtige, näher verwandte
Tätigkeit des unteren Nervensystems hat die des oberen Gewalt,
vermag sie willkürlich zu reproduzieren. Daher wird in der Geschichte
des Somnambulismus bemerkt, daß zuweilen das, was
während der Krise geschehen und was beim Erwachen für die Erinnerung
ganz verloren schien, im Traume der nächstfolgenden
Nacht sich der Seele von neuem als Traumbild vorstellt und als
solches auch nach dem Erwachen Erinnerungen zurückläßt. So
wird der Traum ein vermittelndes Glied zwischen dem Zustand der
Krise und jenem des Wachens und bringt als solches die Erscheinungen
der ersferen zu dem wachen Bewußtsein.

Nicht bloß jede Störung im Verdauungsgeschäff erzeugt uns im
Schlafe unruhige, bilderreiche Träume, sondern es ist bekannt, daß
eine schnell unterbrochene Milchabsonderung, eine auf einmal sich
aufhebende Wassersucht, ein zur Unzeit unterdrückter Ausschlag
öfters sogleich Wahnsinn erzeugen, ebenso wie umgekehrt Wahnsinn
durch künstlich erregte Geschwüre und andere materielle
Beschäftigungen des Bildungstriebes gehoben wird. Wie oft geht
eine tiefe Melancholie aus einer Unterdrückung oder dem zu langen
Ausbleiben der monatlichen Reinigung, tiefe Neigung zum Selbstmord
aus einer Störung des vegetativen Lebens durch Onanie und
andere Ausschweifungen oder auch aus andern krankhaften körperlichen
Stimmungen, eine an Wahnsinn grenzende Hypochondrie
aus einer Erschwerung und Hemmung des Verdauungsgeschäftes
hervor. Hier wird uns die Zwangsweste der gewöhnlichen psycho-


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