Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 90
(PDF, 142 MB)
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logischen Systeme ein wenig zu eng, und der krasseste Materialismus
der Ärzte tritt da öfters der Wahrheit viel näher. Die erster
ren lehren uns wenigstens nicht, wie so oft ein Brechmittel, etwas
Arsenik, eine starke Verletzung, auf deren Heilung die werktätige
Seele wieder ihre ganze Kraft wenden muß, natürliche Blattern,
Ausschlag oder künstlich erregte Geschwüre, die Schaukel, ja selbst
eine bessere, stärkende, den Magen und seine Tätigkeif mehr in
Anspruch nehmende Kost, eine wiederhergestellte Leibeseröffnung,
monatliche Reinigung oder Milchabsonderung, oft ein einziger artistisch
-magnetischer Strich vom Haupte abwärts fast auf der Stelle
die verlorene Vernunft wieder herstellen, Blutigel von Visionen
heilen; wie dagegen umgekehrt Veränderung der Kost oder selbst
der Witterung den Charakter ändern, ein Stückchen zufällig verschlucktes
Leder, das den Magen belästigt, der Genuß eines mit
etwas Kochsalz versetzten Weines, ein wenig Stechapfelsamen oder
ähnlichen Substanzen, bei manchen Personen die bloße Entfernung
des Lichts, oder eine Augenkrankheit, bei andern das Hinausgehen
aus der gewöhnlichen Umgebung selbst die nüchternste Besonnenheit
zur Narrheit machen.

Eine siebzigjährige Alte, die an einer Verstopfung litt, welche
anderer Umstände wegen nur an jedem sechsten Tage künstlich gehoben
werden konnte, war jedesmal in den ersten Tagen nach der
Öffnung ganz verständig, sich ihrer ganz bewußt. Darauf trat eine
Zeit ein, wo sie sich nur noch der vergnügtesten Periode ihres
Lebens, der Jahre der ersten Liebe, zwischen zwanzig und dreißig
erinnerte. Dann erloschen auch diese Erinnerungen, sie war im
tiefen Blödsinn sich ihrer nicht mehr bewußt, fragte nur noch zuweilen
nach den ersten Pflegern ihrer Kindheit, nach ihren verstorbenen
Eltern. Selbst bei den Anfällen jener fürchterlichen
Mordlust, die, mit Bewußtsein verbunden, dennoch zu den Abarten
des gewöhnlichen Wahnsinns gehört, fühlt der geistig Kranke
vor dem Anfalle ein Brennen in der Gegend des größten Gangliengeflechtes
am Magen, hierauf einen wilden Andrang des Blutes
nach dem Kopfe, und nun hat er noch kaum Zeit, die Personen, die
ihn umgeben, zur schnellsten Flucht zu ermahnen, wodurch sie
allein den Ausbrüchen seiner Mordwut entgehen können.

In der Tat ist es nicht gerade die glänzendste und beste Seite
unseres Selbst, die hier neben uns als werktätige (bildende) Seele
an den Karren geschmiedet ist. Wir lernen sie nur zu gut kennen,
sobald sie, wenn auch nur auf einzelne Augenblicke, aus ihren
Ketten losgelassen wird.2) Ich erschrecke, wenn ich diese Schatten-

2) Bei dem Raubtiere ist sie weniger durch die Materie gebunden als im mas-


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