Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 92
(PDF, 142 MB)
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Grausamkeit gegen den eigenen Körper ist selbst noch in den tiefesten
Graden des Blödsinns wahrgenommen worden.

Bewundernswürdig ist oft die List und Feinheit, mit welcher
vollkommen Wahnsinnige sich zu verstellen und eine ganz erdichtete
, wohl zusammenhängende Geschichte als ihre eigene zu erzählen
wissen. Jener Wahnsinnige des Gregory wußte seine
Freunde und einige Magistratspersonen durch eine ganz erdichtete
Geschichte so einzunehmen, daß sie sogleich beschlossen, ihn aus
seiner Zwangsweste loszumachen und kaum dem anwesenden Arzt
Zeit ließen, zu entfliehen, jene hatten nur zu bald Gelegenheit,
ihre Voreile zu bereuen, der Wahnsinnige brachte sie alle in
Lebensgefahr. Auch die Stürmer der Bastille ließen sich durch die
sanften und vernünftig scheinenden Lügen eines solchen Wahnsinnigen
einnehmen, lernten aber ihren Irrtum sogleich bereuen,
als sich der eben von den Ketten losgelassene Wahnsinnige eines
fremden Mordgewrehres bemächtigte und seine Befreier in die
größte Gefahr stürzte. Wahnsinnige, welche eine ganz erlogene
Lebensgeschichte für ihre eigene hielten, sind in der Geschichte
jener Krankheit nichts Seltenes, und schon die Erzeugungen des
Gangliensystemes im Traume gründen sich zum Teil auf Täuschung
fund Lüge.

Schon früher erwähnten wir eine Art von Tobsucht, wo sich die
Zerstörungs- und Mordlust des Wahnsinnes mit ganz gesund
scheinendem Bewußtsein zusammenfindet. Hier grenzen der höchste
Grad wilder Leidenschaft und eigentlicher Wahnsinn nahe zusammen
. Jener Bauer, der gewöhnlich ganz vernünftig sprach und
keine Spur von Unvernunft verriet, entlief aus dem Tollhause,
kam in seine Heimat wie ein ganz Wiedergenesener, Vernünftiger,
ermordete aber noch an demselben Abend, nachdem er sich durch
Kartenspiel erhitzt, mit wohl überlegtem Vorsatze seine Frau und
Kinder. Bei ihm war jene unwiderstehliche Lust zum Morden nach
und nach aus einem niemals durch gute Vorsätze unterdrückten
Hang zum Jähzorn entstanden. Dagegen hatte eine gewisse nun
verstorbene Dame, deren Geschichte mir wohl bekannt ist, so lange
sie unverheiratet war, unter die Empfindsamen ihrer Zeit gehört,
und dennoch warf sie aus unglaublicher Verkehrtheit auf ihren
eigenen erstgebornen Sohn einen solchen Haß, daß sie ihn mehr
als einmal mit ganz kühlem Vorsatze ermorden wollte, bis man ihn
zuletzt mit Gewalt der täglichen Grausamkeit seiner Mutter entriß
und in fremde Hände gab. Der Vorwand jenes unnatürlichen Hasses
war, daß das Kind ihrem schlimmsten Feinde ähnlich sei. Ich
will nicht untersuchen, von welcher andern (unrechtmäßigen) Lei-


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