Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 105
(PDF, 142 MB)
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Zeiten glaubte man, daß gewisse Menschen die Fähigkeit besäßen,
kraft ihres Blickes Krankheiten, langes Siechtum, Tuberkulose, besonders
Epilepsie tu ä. hervorzurufen. Der „böse Blick*' war schon
im ganzen Altertum bekannt und dieser Glaube ist bei fast allen
Völkern der Erde nachzuweisen. Höchst wahrscheinlich stammt
dieser Glaube aus Asien, denn schon in altindischen Schriften wird
der „grause Blick" unglückbringend genannt. Vom Orient aus drang
die Vorstellung von dem zauberischen bösen Blick zu außerordentlich
vielen Völkern, Griechen, Armenier, Juden, Türken, Tscher-
kessen, Perser, Ägypter, die schwarze Bevölkerung von Ostafrika,
die Bewohner von Tunis und Algier, die Südinder usw. fürchten
sämtlich den bösen Blick. Dieselbe Vorstellung wird jedoch auch
bei sämtlichen Völkern Europas vorgefunden, doch scheint der
Glaube an den bösen Blick unter den slawischen und keltischen
Bewohnern Europas verhältnismäßig mehr verbreitet zu sein als
unter den germanischen. Viele Ärzte des Mittelalters glaubten an
den bösen Blick als Ursache zahlreicher Krankheiten.

Schielende Personen, solche mit roten Augenrändern, oder
solche, deren Augenbrauen zusammengewachsen21) sind, sollen vor
allem die Macht des bösen Blickes besitzen. Am gefährlichsten galt
der böse Blick seitens der Hexen. Deshalb war es bei den Hexenprozessen
auch üblich, daß die Angeklagte dem Richter den Rük-
ken kehren mußte.

Bei der universellen Verbreifung des Glaubens an den bösen
Blick waren die Schutzmittel gegen denselben auch entsprechend
zahlreich und verschiedenartig. Als Mittel gegen das böse Auge
wurden die verschiedenartigsten Amulette und Talismane getragen
und zahlreiche sympathische Mittel und Zaubersprüche angewendet.
Auf die mannigfachen Schutzmittel gegen den bösen Blick können
wir an dieser Stelle nicht näher eingehen und verweisen diesbezüglich
auf die reichhaltige Monographie des Dr. S. Seligmann „Die
magischen Heil- und Schutzmittel aus der unbelebten Natur, mit
besonderer Berücksichtigung der Mittel gegen den bösen Blick.25)

Bei den Römern galt die Figur eines männlichen Geschlechtsteils
, eines Phallus, als Amulett gegen den bösen Blick. Auch eine
als „Feige" gefaltete Hand, d. h. den Daumen zwischen die beiden
Finger eingeklemmt, ist ein in südlichen Ländern beliebtes Abwehrmittel
gegen den bösen Blick und stammt wahrscheinlich aus sehr

24) In den modernen Handbüchern der Physiognomik gelten zusammengewachsene
Äugenbrauen als Zeichen eines neidischen, mißgünstigen Charakters.

25) Verlag von Stecker und Schroeder. Stuttgart 1927.


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