Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 120
(PDF, 142 MB)
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kommnisse aufmerksam, die man sich nicht erklären konnte, die
man in früheren Zeiten aber garnicht beachtet oder mit dem Wort
„Zu fallc< abgetan hätte. Ein weiterer großer Fortschritt ist es in
der heutigen Stellung gegenüber diesen Vorkommnissen, daß man
sie nicht mehr so ängstlich verschweigt wie früher, sondern sie
bekennt und bespricht und sie mit denen vergleicht, die in der
betr. Literatur zu tausenden festgelegt sind. Auf diese Weise ist
das Interesse an der Sache selbst gewachsen und hat größere Kreise
mit Beschlag belegt.

Dazu kamen in neuester und allerneuester Zeit jene Phänomene
, die in der breiten Öffentlichkeit hin und her besprochen
wurden, von Berufenen und Unberufenen, z. B. der Fall von Konnersreuth
, die verschiedenen Hellseherprozesse und dergl. mehr, an
denen man nicht mehr vorbei konnte und zu denen man sich so
oder so, auf jeden Fall aber stellen mußte. — Da sogar Hochschullehrer
aller Fakultäten, Ärzte und Philosophen in die öffentliche
Debatte eingriffen, war auf einmal das Interesse für diese vor
kurzem noch einfach verlachten Geschehnisse vorhanden.

Über die Tatsächlichkeit der Phänomene selber ist der einigermaßen
orientierte Interessent, wie gesagt, im Klaren, die einfache
Schwindeltheorie ist nicht mehr maßgeblich und daher auch nicht
mehr das alleinige Streitobjekt.

Es handelt sich nur noch um die Erklärung. Die Animisfen behaupten
nun, daß alle restlos dem Unterbewußtsein des Mediums
oder der Sitzungsteilnehmer entsprängen, der Anima oder Seele
derselben, während die Spiritisten in einem nicht geringen Bruchteil
der okkulten oder, was ihre Erklärung anbelangt, noch dunklen
Phänomene die Tätigkeit außermenschlicher Intelligenzen zu
sehen meinen, Einflüsse sog. „Spirits" oder Geister verstorbener
.Menschen aus dem „Jenseits des Grabes".

So wogt jetzt der Streit der Meinungen nicht mehr um die Anerkennung
der okkulten Tatsachen, sondern um ihre Erklärung.
Selbstverständlich suchen sich beide Hauptlager erst einmal von
Fall zu Fall vor bewußtem oder unbewußtem Schwindel von Seiten
ihrer Versuchspersonen wie vor Selbsttäuschung zu schützen, und
erst wenn dies zur Genüge geschehen ist, spielen sie ihre Meinungen
gegeneinander aus zu Gunsten ihrer Erklärungsweise. Daß
dabei manche Tatsachen von* beiden Seifen in das Prokrustesbett
ihrer Erklärung gezwängt werden, ist eine natürliche Erscheinung,
die, solange sie nicht böswillig fälschend, die Wahrheit unferdrük-
kend angewandt wird, den Nutzen hat, die kritischen Geisteskräfte
der Gegner bis aufs Äußerste anzuspannen, eine Tätigkeit,


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