Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 131
(PDF, 142 MB)
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Endlich warf ich mich auf ein Beff, während das Bluf noch mit
unveränderter Wut durch meine Adern kreiste, die Zunge steif und
hart wurde. Mein Freund näherte sich allmählich demselben Zustande
. Da aber der Haschisch weniger stark auf ihn eingewirkt
hatte, gab er seine Leiden um vieles lauter zu erkennen. Er schrie
mir zu, er müsse sterben, er beschwor mich, ihn zu retten und belegte
mich schließlich mit Ehrentiteln schwäbischer Zunge, weil ich
ruhig liegen blieb, ohne auf seine Gefahr zu achten. Ich aber dachte
bei mir: Er mag sterben, — der Glücklichel Aber ich? — wahnsinnigt
Auch dies Gefühl hielt nicht lange mehr an und ich versank
in Erstarrung. Das mag gegen drei Uhr früh gewesen sein. In der
Erstarrung lag ich dann den ganzen folgenden Tag und die ganze
folgende Nacht. Nur selten dämmerte ein schwacher Schein von
Bewußtsein in mir auf; man erzählte mir später, ich sei in dieser
Ze't sogar aufgestanden, habe mich angekleidet und zwei Tassen
Kaffee getrunken, dann sei ich aber sofort wieder in tiefen Schlaf
gesunken. Am Morgen des zweiten Tages erwachte ich endlich,
aber mit einem Jammer. Alle meine Nerven waren verstimmt, wie
die Saiten eines Instruments, auf dem ein Rasender gespielt hatte.
Was ich aß, hatte keinen Geschmack, was ich frank, erquickte mich
nicht, was man mir sagte, versfand ich nicht, und eine zusammenhängende
Antwort brachte ich nicht zuwege. Wille und Versfand
waren nun zurückgekehrt, aber sie wankten bedenklich. Später
nahm ich ein kaltes Bad. Aber immer fiel ein Schleier auf meinen
Geist. Endlich aß ich ein halbes Dutzend in Essig aufbewahrter
Zwiebeln und trank den Essig dazu. Aber noch drei Tage hindurch
spürte ich die Folgen meines ersten Haschisch-Rausches, und erst
als wir die Reise über den Antilibanon nach Heliopolis fortsetzten,
wurde der Geist in der herrlichen Bergluft frisch und gesund, und
das Herz, das schon in der gräulichsten Todesnacht gezittert hafte,
wurde froh.

Wenn mich nun auch die Neugierde des Kulturmenschen jiie
mehr verführen soll, — bereut habe ich den Rausch von Damaskus
niemals. In jenen Stunden wenigstens habe ich die sonst unerklärlichen
Gemälde der mohammedanischen und buddhistischen Seligkeit
versfanden und nach ihrer Entstehung enträtseln können. Der
menschliche Geist weist geheimnisvolle Kräfte auf, die über den alltäglichen
Begriff von Erde und Menschen hinausreichen, Begriffe,
die unserer Welt wohl angehören, uns aber noch nicht zu eigen sind.

Im Haschisch-Rausche spürte und empfand ich solche einmal,
das Überirdische sah ich mit irdischen Augen, und mein Geist verstieg
sich damals in Gegenden, die für unsere Weisheit noch im
Dunkeln liegen".

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