Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 139
(PDF, 142 MB)
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Kreise des Gangliensystems ihren sammelnden Mittelpunkt hatten,
für die Erinnerung verloren gehen, weil unser Wille aus dem oben
angeführten Grunde nicht imstande ist, Rührungen jenes Systems
nach Gefallen hervorzubringen. Nirgends anders zeigt sich jene
Abhängigkeit, in welcher der unsterbliche Geist des Menschen, so
lange er im Fleische wallt, von der Seele und dem Leibe steht, 30
auffallend als in der Vergeßlichkeit des hohen Alters. Alte,
dumpfe Greise wissen nichts mehr von allen jenen folgenreichen,
heitern oder trüben Begebenheiten, nichts mehr von allen jenen
vielumfassenden tiefen Kenntnissen, wodurch sie früher zu großen
männlichen Taten gereift waren. Newton und Kant verstehen ihre
eigenen Werke nicht mehr, große, im Umgange der Alten grau gewordene
Philologen straucheln an leichten Sprachregeln, alle, selbst
die höchsten Bemühungen und Kämpfe um geistige Vollendung und
Tugend scheinen mit alledem, was durclh sie errungen worden, verloren
und auf immer vergessen zu sein, und dem frommen, tiefer
erleuchteten Greise bleibt von allen mühsam erworbenen religiösen
Erkenntnissen kaum noch ein einfaches Gebet aus der Kindheit
übrig. Und dennoch geht uns jenes wohlerworbene Eigentum unserer
früheren Jahre, gehen uns jene Erkenntnisse und Gefühle nicht
verloren.

Vielfältige Erfahrungen haben gelehrt, daß öfters in der Stunde
des Todes, in Träumen und ähnlichen Zuständen, ja in einem geringeren
Maße schon im fröhlichen Rausche alle jene Erinnerungen
und verloschenen Gefühle zurückkehren, daß dann auf einmal der
noch vor wenig Tagen dumpfe, kaum seiner selbst sich bewußte
Greis helle, klare Blicke über seine ganze Vergangenheit zu tun
vermag, alle seine vergessenen Kenntnisse wiederempfängt und
zumteil sich ihrer in einem Grade mächtig zeigt, wie vorher niemals
, indem zugleich Sprache und Ausdruck sich veredeln. Die
kindisch gewordenen Alten haben dieses mit den Wahnsinnigen
gemein. Die verlorengegangene Vernunft kehrt bei Vielen kurz
vor dem Tode mit der Erinnerung an die eigentlichen persönlichen
Verhältnisse und an die ganze Reihe der Lebensschicksale zurück.
Der kranke Wahn schwindet wie ein schwerer Traum, dessen Inhalt
freilich in der wachen Erinnerung zurückbleibt.

Überhaupt ist es bekannt, daß die Wahnsinnigen, sobald sie
schlafen, vernünftige und in klaren Zusammenhange stehende
Träume haben, und die Reihe der wachen Zustände scheint sich
durch den Traum hindurch fortzusetzen. Ja es scheint sogar in gewissen
Fällen durch den Wahnsinn und mitten in demselben eine
gewisse Entwicklung und Ausbildung der höheren Seelenkräfte


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