Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 164
(PDF, 142 MB)
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höheren Wirklichkeit, zum mindesten der Allbelebtheit der Natur,
zugrunde liegen? Ais Aristoteles, der Nachfolger des großen Plato,
die Ideen vom Himmel auf die Erde herabgeholt hatte, indem er
im Sinnlichen selbst das Vorbild des werdenden Organismus sah,
war es auch mit dem alten Götterglauben vorbei. Bereits Sokrates
wurde deshalb verurteilt, weil er die „alten Götter" verachtet und
neue an ihre Stelle gesetzt habe.

So fährt auch G. Hauptmann nach Griechenland und erlebt
nochmals das Werden des griechischen Volkes und seine Gestaltenwelt
, von der dieses, obwohl sie scheinbar aus dem Nichts
geschaffen wurde, beherrscht worden ist. Er erlebt schon auf Korfu
das Mysterium der Fruchtbarkeit, das sich innerem Sinn aufdrängt
und das auch zu homerischen Gestalten wie Kalypso und Kirke
geführt hat (S. 35, 36 der Gesamtausgabe). Er erlebt Theseus, der
— ähnlich wie nach der Esoterik — für ihn kein schemenhafter Halbgott
ist, sondern ein Mann von Fleisch und Blut, der, zum Heroen
gesteigert, auch dann noch mit der Menschheit an der Stätte seines
Werdens und Wirkens verbunden bleibt. So erlebt Hauptmann die
Wirklichkeit des attischen Dramas, zu dem die großen griechischen
Tragiker durch Götterfurcht und durch den Glauben an die Wirklichkeit
jener Wesen gekommen sind (S. 60). Eine Woge des Glaubens
muß dem Beschauer bei solchen Schauspielen entgegengeschlagen
haben, die jede Skepsis von vornherein wegspülte.

In Eleusis erlebt er das Mysterium der Demeter mit ihren
ekstatischen Schmerzens- und Glücksrasereien, das von den „Altertumsforschern
" der modernen Zeit zu einem Erntefest umgebildet
worden war (S. 70). Den Höhepunkt bildet der Parthenon, dessen
Baumeister nur einem göttlichen Plane dienstbar gewesen zu sein
scheinen, das Irdische gewollt, das Himmlische aber vollbracht
zu haben Auf einer weiteren Etappe der Reise wird auch Delphi
besucht, dessen Trümmerstätte nach langem, ansteigenden Ritt vom
Ufer des Meeres aus erklommen wird.

Der Dichter fühlt sich hier dem Urbrunnen aller chthonischen
Weisheit nahe, und nur eine dünne Wand trennt ihn noch von den
Müttern, deren Berührung und Erkenntnisse für ihn als sterblichen
Menschen vielleicht nicht mehr erträglich wären (S. 85). Unter den
sonnenbeschienenen Trümmern wird ihm das totgeglaubte Mysterium
, Dämonen und Götter samt dem totgeglaubten Pan gegenwärtig
. So entwickelte sich im Hellenen in steter Berührung mit
dem Übersinnlichen jener Sinn für Schönheit, der das glühende
Ringen nach Inkarnation des neuen und höheren Menschen spürt
und der in der Bildung ein Bilden im lebendigen Fleische sieht,


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