Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 165
(PDF, 142 MB)
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ganz anders wie das Christentum, das den Leib verachtete, wenngleich
, wie wir zur Ergänzung hinzufügen, diese Wertung zweifellos
der magischen Einstellung seiner ersten Anhänger seinen Ursprung
verdankte.

Gerhart Hauptmann faßt das, was er in Griechenland erlebt
hat, an einer bedeutsamen Stelle zusammen (S. 74): „Das Griechentum
ist sehr tief, aber nur in den Seelen lebendiger Menschen begraben
, und wenn man erst alle die Schichten von Mergel und
Schlacke, unter denen die Griechenseele begraben liegt, kennen
wird, wie man die Schichten kennt über den mykenischen, trojanischen
oder olympischen Fundstellen alter Kulturreste aus Stein
und Erz, so kommt auch vielleicht für das lebendige Griechenerbe
die große Stunde der Ausgrabung".

Mit anderen Worten ausgedrückt: Auch in unseren Seelen
schlummert noch etwas von jenem Bewußtsein, das in den alten
Hellenen lebte und durch das der Mensch hindurchgehen mußte,
in dtr großen Kette der Entwicklung fortzuschreiten. Es schlummert
auf dem Grunde der Menschenseele ebenso, wie in der Einzelseele
alle Erinnerungen des Daseins vorhanden sind. Als dann das
Christuserlebnis die Menschen bereichert hatte, trat jenes Gefühl
dionysischen Verbundenseins mit der Umwelt zunächst vor dem
Unendlichkeitsgefühl des Christentums zurück, das schließlich in
einer völligen Verneinung der Welt als solcher enden mußte. Erst
wir Kinder der Neuzeit fangen an, wieder ein Verhältnis zur Umwelt
zu gewinnen, das dieser anders gegenübersteht, womit allerdings
zusammenhängt, daß wir auch das Christusereignis in anderer
Weise zu verstehen beginnen.

Und nun die wichtigste Frage: Was bedeutet jenes Bewußtsein,
das den Griechen eigen war und wir in seiner ganzen Eigenart
heute überhaupt nicht mehr zu erleben verstehen? Nach alledem,
was wir davon wissen, war es jene Verbundenheit mit dem All und
den lebendigen Kräften der Natur, die sich in jener wunderbaren
Farbenpracht der Hellenen wiederspiegelt. Ob diese Wesen ursprünglich
— im Sinne einer Allbeseelung — vorhanden waren oder
ob es nur Gedankenformen der Menschen sind — sie sind in
diesem Sinne wesentlich und wirklich und können von den Menschen
empfunden werden, deren Erkenntnisorgane dazu noch nicht,
wie es beim heutigen Menschen der Fall ist, verkümmert sind. Die
heutige Wissenschaft ist durch die Gedankenforschung und ihre
Wiederaufnahme des alten Vitalismus diesen Anschauungen ein
gutes Stück näher gekommen. Der Dichter lebt in dieser Ideenwelt.
So liegt die Möglichkeit nahe, daß auch Gerhart Hauptmann in


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