Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 170
(PDF, 142 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1929/0174
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der Mann mit der Brosche, den hab' ich doch gestern innerlich gesehen
, als ich ihm in Gedanken nachging. Es ist doch derselbe Herr
im grauen Anzug! Ich trete zu ihm und frage: „Entschuldigen Sie,
haben Sie vorgestern nicht eine Brosche auf der M.-Sfraße gefunden
?" Der Mensch wird blaß, starrt mich an und stottert: „Jawohl
, aber woher wissen Sie das eigentlich? Ich wollte eben die
Brosche in das Polizeiamt bringen und den Fund anmelden". „Es
ist nicht mehr nötig. Es ist das Eigentum von Frau G. Sie wohnt
da und da. Bringen Sie ihr nur die Brosche, und mir geben Sie
Ihre Adresse, damit ich die Eigentümerin benachrichtigen kann,
Sie habe ein seltenes Glück".

Der Mann brachte die Brosche der Frau G. wieder. Sie war
außer sich vor Freude und Dankbarkeit. Um das Andenken der
Sache zu verewigen, kam sie zu mir in das Psychologische Institut
der Universität und legte bei mir die schriftlich abgefaßte Beschreibung
der ganzen Angelegenheit nieder. Als ich Herrn O. später
darüber fragte, bestätigte er mir die ganze Erzählung Wort für
Wort. Da ich später eingehende Erhebungen unternommen habe
in Bezug auf die Glaubwürdigkeit und den Charakter der Frau G.,
halte ich es für ausgeschlossen, daß hier eine stille Vereinbarung
zwischen dem Hellseher und Frau G. zum Zwecke der Reklame
oder dergleichen vorliegt.

In diesem Falle haben wir wiederum mit dem Sehen des Vergangenen
zu tun. Es ist kein Schlußfolgern; der einzige Anhaltspunkt
für Herrn O. wat* die betastete Stelle am Halse der
Frau G. Es genügte die Berührung mit ihr, das lebhafte Mitfühlen
mit dem Unglück der Frau — und es erscheint Herrn O. eine kurze
Bildserie des Gewesenen. Lebhaft und präzis genug, um am andern
Morgen den innerlich gesehenen Menschen am Schalter einer Bank
in einer Millionenstadt auffällig zu erkennen. Wiederum keine
Strahlen, nur eine besondere Art des Erkennens, nicht auf dem
bekannten Wege von Reiz und Sinnesempfindung, sondern irgend
anderswie, wobei der Erkenntnisakt und das Erkannte durch eine
Spanne Zeit getrennt sind.

Es war mir leider, trotz allem Aufwand von Zeit und Kraft, unmöglich
, Herrn O. zu bewegen, daß er sich einer systematischen
Reihe von Experimenten unterziehe. Ich mußte mich mit losen
Beobachtungen und kontrollierten Erzählungen begnügen. Das,
was ich angebe, scheint mir seltsam genug, um damit weitere Kreise
zu interessieren.


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