Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 203
(PDF, 142 MB)
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allmählich die Wogen der Leidenschaff, welche sein Auftreten hervorgerufen
hafte, gelegt haben, ist es möglich, auch ihn in den
großen Zusammenhang zu stellen, in den er hineingehört. Sein großes
Verdienst ist es gewesen, die Grundgedanken der indischen
Philosophie und Theosophie dem europäischen Denken näher gebracht
zu haben. Seine Technik zur Erlangung der göttlichen
Selbsterkenntnis deckt sich mit der indischen Radjamethode. Was
er Ober Hellsehen sagt, ist auf diesem Gebiete von jeher behauptet
worden. Indessen ist er so weitherzig gewesen, auch den Glaubensweg
des Christentums anzuerkennen und somit eine Verbindung
mit der abendländischen Mystik gesucht zu haben („Das Christentum
als mystische Tatsache")» Daß er auf sozialem Gebiete dem
Kommunismus zuneigte, darf ihm nicht weiter verübelt werden, da
er sich in dieser Hinsicht in guter Gesellschaff befindet. Auch Plato
wäre in diesem Sinne zu nennen, wenn beide auch mit dem heutigen
Kommunismus und seinen Entartungserscheinungen kaum mehr als
den Namen gemeinsam haben. Gewaltig sind Steiners Anregungen
auf theologischem Gebiete gewesen, auf dem er mit seiner Annahme
eines Christusimpulses auf Grund seiner geistigen Erkenntnisse
den Ideen des Urchristentums nahekam. Freilich ist dabei nicht
ganz abzuweisen, daß hier auch der Einfluß der katholischen Kirche
bei ihm maßgebend gewesen ist. So ist in seinen Schriften zum
ersten Male bewußt die Anschauung ausgesprochen, daß das
Christentum seinen Ursprung in den Mysterien gehabt hat und daß
viele seiner Erscheinungen von diesem Standpunkte aus angesehen
werden müssen; eine Anschauung, die geeignet sein dürfte, die
Forschungen auf diesem Gebiete endlich wieder auf festen Fuß zu
stellen, zumal auch die Altertumswissenschaft heute anfängt, nachdem
sie einigermaßen aus dem Dunstkreis des Rationalismus
herausgekommen ist, ihr Interesse diesem Gebiete zuzuwenden.
So erklärte Prof. v. Wilamowitz, daß seiner Meinung nach doch
etwas an den Orakeln sein müsse, während er es andererseits noch
für ein Verbrechen hält, bei Plato von Mystik zu reden. Der
Leipziger Philologe £♦ Bethe kommt in seinem grundlegenden
Werke über Homer zu dem Ergebnis, daß die Necya der Odyssee
auf die Wanderung des Odysseus in die Unterwelt und die Sage
von der Heimkehr des Gatten zurückgehe; also Anschauungen,
die ganz dem nahekommen, was Steiner in seinem Buche: „Das
Christentum als mystische Tatsache" ausgesprochen hat.*)

*) Da man den Namen Odysseus mit odyromai wehklagen (also Name eines
Totengottes) zusammengebracht hat, ist es doch wohl naheliegend, darin die


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