Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 213
(PDF, 142 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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nach ist der Yoga der Kampf gegen den Alltagsinhalt des Bewußtseins
. Die Anspannung der geistigen Kräfte durch Konzentration
des Denkens auf einen Punkt erfolgt durch ein ganz bestimmtes,
genau ausgestaltetes System von Übungen, die z. T. asketischer
Art sind.

In keinem andern Land wird die Ausübung und Wertschätzung
der Askese derart weit getrieben wie in Indien. Das Asketentum
bildet eine höchst charakteristische, kulturgeschichtlich wie vor
allem psychologisch sehr interessante Erscheinung im Leben Indiens
. Im Laufe der Zeit hat sich die Askese in Indien zu einer
geradezu unglaublichen Systematik entwickelt. In Indien gibt es
alle möglichen Arten von Asketen und dementsprechend auch
Arten und Richtungen von Askese. Diese mannigfachen Übungen,
die häufig von einer raffinierten Grausamkeit sind, werden jedoch
nicht als Sühne oder Buße ausgeführt, sondern um den Zusammenhang
mit dem Göttlichen zu erleben. Wie alle indische Askese geht
der Yoga in seinen Wurzeln auf die Frühzeit zurück. Es finden sich
bereits bestimmte Andeutungen im Rigveda und Atharvaveda, wo
sogar das Wort „Yoga" als Bezeichnung für solche Übungen gelegentlich
vorkommt.

Es gibt deutschen Ursprungs keine ernst zu nehmende Literatur
über den Yoga. Eine halbwegs befriedigende Gesamtdarstellung
des Yoga existiert überhaupt nicht. Wer dieses Thema behandeln
will, muß den Stoff erst mühsam selbst zusammentragen. Als Quellschriften
des Yoga kommen vornehmlich in Betracht: „Hathayoga-
pradipika", „Gherandasamhita" und „Yoga-Sutra". In den Stanzen
der „Hathayogapradipika" ist der wahre Sinn häufig unter augenscheinlich
sinnlosen Symbolen verborgen. Der Zweck scheint dabei
offenbar gewesen zu sein, durch die Sinnlosigkeit des Symbols und
dessen Unvereinbarkeit mit dem behandelten Thema den Leser zu
zwingen, über den tiefen und verborgenen Sinn dieser Absurditäten
nachzugrübeln. Das klassische Werk des Yoga ist das „Yoga-
Sutra", d. h. „Merksprüche des Yoga", das Patanjali zum Urheber
hat Man weiß nicht genau, wann es verfaßt worden ist, und nimmt
ziemlich allgemein an, daß es etwa dem zweiten Jahrhundert nach
Christus entstammt. Die beste Verdeutschung ist im dritten Band
von Deussens „Geschichte der indischen Philosophie** zu finden.
Vor den von theosophischer Seite unternommenen Übersetzungen
ist ausdrücklich zu warnen.

Das Yogasystem des Patanjali ist eine Fortbildung des indischen
philosophischen Systems genannt Samkhya. Das Samkhya-Sysfem,
das dem Yoga als theoretische Basis dient, ist jedoch atheistisch,


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