Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 219
(PDF, 142 MB)
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Atmung solches Gewicht legt. Nur sie vermag die gewaltigen Hindernisse
zu beseitigen, die sich dem freien Kreislauf des Atems in
den Weg stellen. Im unteren Ausgang des Haupfrohres nämlich, in
der Mitte des Bauches, liegt ein massives Wesen, das als ein weiblicher
Dämon aufgefaßt wird, der den Menschen am freien Atmen
hindert Dieses Wesen heißt Kundalini, und es ist nun eine Hauptaufgabe
des Pranayama, durch kunstgerechtes Atmen diese Kundalini
dazu zu bringen, daß sie ausweiche, sich in die Länge strecke,
so daß die Luft an ihr vorbei durch das Haupfrohr streichen und
endlich zum Mund ausströmen könne. Im „Gheranda-Samhita"
(III, 49—52) heißt es: „Die höchste Göttin Kundalini ruht schlafend
im Gedärm; sie hat die Gestalt einer Schlange und besitzt drei und
eine halbe Windung. Solange sie im Leibe schläft, ist die Seele
wie ein Vieh, solange kommt kein Wissen, ob man schon zehn
Millionen Yogaübungen vollbrächte. Wie man aber den Torweg mit
einem Schlüssel gewaltsam öffnet, so bringt man durch Aufwecken
dei Kundalini die Türe Brahmans zum Klaffen".

Was den Atem selbst anbelangt, so unterscheiden die lipanis-
haden fünf Teile: Prana, Apana, Samana, Udana und Vyana. In
der Yogapraxis wurde die Zahl fünf auf zwei erniedrigt, nämlich:
der aufwärtsgehende Atem (Prana) und der abwärtsgehende
(Apana). Es sind noch drei Vorgänge zu erwähnen, die für die
Atmung von Bedeutung sind: 1. das Einatmen (Puraka); 2* das Ausatmen
(Rechaka) und 3. das Hemmen des Atems (Kumbhaka).
Besonders der Atemhemmung wird in der Yogapraxis eine große
Bedeutung zugelegt und man übt gewöhnlich acht verschiedene
Arten von Kumbhakas. Während dieser mannigfachen Atemübungen
soll der Yogi seinen Geist auf die drei Urprinzipien
(Sattwa, Rajas, Tamas) richten, welche gemäß der Samkhyaphiloso-
phie die Welt bilden. Zu diesen Übungen gehört auch die Konzentration
auf die fünf Elemente (Tatwas), sowie das wiederholte
Aussprechen gewisser Laute oder einzelner Vedasprüche.

Die Atemübungen in dem Yoga bilden eine psychologische
Grundlage und Unterstützung für die Versenkung. Es ist allgemein
bekannt, daß ein enger Zusammenhang zwischen Atmung und
psychischen Vorgängen besteht. Bei gespannter Aufmerksamkeit
hält man bekanntlich den Atem an. Auch beim Einschlafen tritt
Verlangsamung der*Atmung ein. Ebenso bei der Hypnose konnte
dies häufig beobachtet werden. Es ist daher wohl möglich, daß
durch systematische Atemhemmungen Bewußtseinsveränderungen
erzeugt werden können. Aus den Bekenntnissen vieler Mystiker,


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