Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 235
(PDF, 142 MB)
Bibliographische Information
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Die Yagepflanze ist in Columbien zu Hause. Sie wächst in ausgedehnten
Wäldern, welche die Gegenden des oberen Laufes des
Amazonenstroms bedecken. Während der durch den Genuß der
Yagepflanze hervorgerufenen Berauschung tritt die Versuchsperson
in einen eigentümlichen psychologischen Zustand, welchen man mit
Telepathie bezeichnen kann. Sie sieht und hört entfernte Tat-
Sachen, und diese sehr lebhaften Visionen bestehen in der genauen
Beobachtung von Ereignissen, von denen der Patient nicht die geringste
Kenntnis besitzen kann. Dieser Umstand ist sehr wichtig,
denn er schließt vollständig die Hypothese einer Erinnerung des
unterbewußten Gedächtnisses aus. So beschreiben z. B. die wilden
indianischen Stämme, welche niemals aus den endlosen Wäldern
ihrer Heimat herauskommen und die keine Ahnung von dem zivilisierten
Leben haben, in ihrer eigentümlichen Sprache, und zwar mit
großer Bestimmtheit und Genauigkeit, Einzelheiten von Häusern,
Schlössern, bewohnten Städten, in denen eine Unmenge von weißen
Menschen herumgehen, und sie versuchen ebenfalls ihren Gefühlen
Ausdruck zu geben über eine für sie fremdartige Musik, welche sie
in Entzücken versetzt. Diese Beschreibungen sind äußerst interessant
, weil die Betreffenden Dinge erzählen, die ihrem Tun und
Denken als Wilde unerklärlich sind und die wir bewundernd begreifen
, weil sie im Einklang mit unserer Zivilisation und unsrem
täglichen Leben stehen. Ein ehemaliger Soldat der französischen
Kolonien, ein abenteuerlicher Weltreisender, welcher seit 20 Jahren
in Südamerika lebt, hat Dr. Rouhier interessante Einzelheiten über
den Gebrauch der Yagepflanze bei einer Hellsehsitzung mitgeteilt.

Die Indianer lassen ungefähr 1 Kilogramm Yage in mehreren
Litern Wasser in der Nacht kochen, bis die Flüssigkeit auf 10
Kubikzentimeter eingedampft ist. Alsdann wählen sie eine Versuchsperson
, welche dieses Getränk einnimmt. Diese trinkt es mit
30 Gramm aus Zuckerrohr hergestelltem Branntwein. Sie schläft
bald darauf ein. Dann wird sie im halbschlafenden Zustande von
den Eingeborenen an Orte gebracht, von welchen sie denken, daß
sie verborgene Schätze enthalten. Dieser Somnambule sieht dann,
wie sie behaupten, durch die Mauern in die Tiefe der Erde und
gibt an, ob wirklich Schätze dort verborgen liegen. Bejaht er dies,
so machen sie sich sogleich an die Arbeit, und nach dem französischen
Berichterstatter stets mit vollem Erfolge. So hat auch der
Kapitän Custodio Morales, von einer Reise nach Ober-Amazonien
zurückkehrend, den Absud des Yage eingenommen und erfuhr
durch die Wirkung desselben den Tod seines Vaters und eine
Krankheit seiner Schwester, und dies in einem Augenblicke, als


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