Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 238
(PDF, 142 MB)
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Wirklichkeit ein Unterbewußtsein, das dem wahren Empfinden
parallel geht, eine harmlose Seelenschicht, eine Tiefenregion im
menschlichen Geiste. Alles also, was mit dem „Unbewußten" zusammenhängt
, ist pathologisch in den verschiedensten Bedeutungen
des Wortes.

In diesem Sinne nun verfolgt St. das „Unbewußte" in der
Philosophie, der Psychologie, der Pathologie und der Problematik
der Neurose; überall, wo ihm das „Unbewußte" aufstößt, dieses
als pathologisch aufspürend und zurückweisend.

Dessoir und Moll, sagt er, haben zum ersten Mal zwei Seelen-
schichten als Ober- und Unterbewußtsein unterschieden. Die Verwechslung
des philosophischen „Unbewußten" mit dem Unterbewußtsein
haben zu unendlichen Verwirrungen Anlaß gegeben.
Wäre man dieser Nomenklatur gefolgt, so hätte niemand auf den
Gedanken kommen können, daß vom Unterbewußtsein, einer rein
physiologischen, wenn auch vorläufig mehr vorausgesetzten ;als
bewiesenen bodenständigen Schicht des menschlichen Bewußtseins,
ein Weg hinüberführen könnte in die schwindelnden Höhen der
philosophischen Spekulation. Den ersten wirklichen „Pathologen
des Unbewußten" sieht nun der Verfasser in Freud, dessen ganzes
Lehrgebäude ihm im innersten Kern einschließlich des Baumeisters
durchaus „pathologisch" erscheint.

Wirrköpfe und Schwarmgeister, meint er, haben sich der
psychoanalytischen Weisungen bemächtigt. Sie haben nach einer
Psyche gesucht, aber statt ihrer nur ungebändigte sexuelle Triebe
entdeckt, deren Unersättlichkeit mit einem Male die Lösung der
Rätsel dieser Welt ergab. Die ganze bisherige sittliche Weltauffassung
verlor alle Geltung.

Freud knüpfte an Charcot an und kam zu der Ansicht, daß
stets bei de~ Hysterie ein psychisches Trauma im Spiel sein müsse.
Um den psychischen Mechanismus solcher Phänomene richtig zu
verstehen, mache sich die Annahme eines hypnoiden Zustandes
nötig. Die Hypnose aber ist keineswegs, wie Charcot behauptet
hatte, eine künstlerische Hysterie, wenn auch Ähnlichkeiten bestehen
. Nun ist auch in den ersten Schriften Freud's vom „Unbewußten
" nicht die Rede, sondern er spricht vom Hypnoidbewußt-
sein. Erst später kommt er dazu zu sagen: „Mit der Annahme
unbewußter Seelenvorgänge isit eine Neuorientierung in Welt und
Wissenschaft angebahnt". Diesen Weg aber hat schon vor 80 Jahren
Herbart gewiesen. Der Erfinder der Psychoanalyse denkt jedoch
nicht daran, solche Priorität zuzugeben, er sagt vielmehr: „Von
der Unterscheidung Ober- und Unterbewußtsein, die in der neueren


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