Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 239
(PDF, 142 MB)
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Literatur der Psychoneurosen so beliebt geworden ist, müssen wir
uns fernhalten". Doch trotz dieser Winkelzüge, meint St., hätten
wir es bei dem falschen Unbewußten mit einer „unterbewußten
Seelentiefe" zu tun. Da sich die Hypnose als Weg zu dieser nicht
gangbar erwies, verfiel Freud auf das Traumerlebnis, und so wurde
die Psychoanalyse eine Deutungskunst. Zunächst fiel die Ansicht,
daß die Hysterie immer einem geschlechtlichen Abenteuer entspringt
Nein, die Sexualität im allgemeinen ist Schuld. Schon der
Säugling war ein ungemein sinnlich veranlagtes Wesen. Jedes Kind
erlebt einmal an sich den Fall des Königs Ödipus. Diese Dinge
soll erst die Psychoanalyse aufgedeckt haben. Noch aber bleibt das
Unbewußte bei Freud eine psychologische Arbeitshypothese. Das
wird erst anders, als es in seiner Schrift „Das Ich und das Es"
heißt: „Ein Individuum ist für uns ein psychisches Es, unerkannt

und unbewußt. Diesem sitzt das Ich oberflächlich auf____ Das Ich

ist der durch den direkten Einfluß der Außenwelt veränderte Teil
des Es". Vom Ich gibt es auch noch ein Ideal- oder Über-Ich, daß
als kategorischer Imperativ sich äußert. Und so kommt denn die
spekulierende Psychologie allmählich auf rein metaphysische Gedanken
. Freud läßt, wie sich St. ausdrückt, das moralische Gefühl
des Ich gleichsam biologisch aus der kindlichen Sexualität entstehen
, läßt den Menschen durch das dämonische „Es" schuldig
werden und überliefert das harmlose Ich der ewigen Reue. Ja,
er nennt sogar das, was hinter der Seelenkunde liegt, „Metapsycho-
logie", gibt den anfangs nur deutbaren Träumen jetzt eine
okkulte Bedeutung und gelangt so zu einem auf lauter Fehlschlüssen
aufgebauten Wahnsystem.

Dieses vollkommen verkehrte und unlogische Denken habe nun
in weiten Kreisen verheerend gewirkt und selbst tolle Widersprüche
gezeitigt. Während z. B. Professor Megger in der „Traumdeutung
" einen Angriff Freud's auf die Sexualmoral, den vielleicht
empfindlichsten und angreifbarsten Punkt der herrschenden und
von Freud gehaßten christlichen Kulturordnung, erblickt, sagt Pfarrer
Mahr in Marburg: „Kein geistiges Arbeiten kann sich diesem
(d. tu der Psychoanalyse) Einfluß entziehen, erst recht nicht die
Kirche mit ihrer Seelsorge und Seelenführung". Und Pfarrer
Pfisfer sagt gar: „Eine ganz neue Tür hat sich in der Psychoanalyse
der Religionswissenschaft geöffnet. Sie ist enge, aber sie führt in
bisher verschlossene Kammern, in denen reiche Schätze sich vor
den Augen des Forschers ausbreiten". Das einzige, was bei einer
kritischen Sichtung von der ganzen Freud'schen Lehre übrig bleibt,
ist nach St. die Tatsache, daß es in der menschlichen Seele eine


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