Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 252
(PDF, 142 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Grundstück, welches einem deutsch-russischen Arzte namens Mehring
vor zwei Menschenaltern gehörte. Auf diesem Grundstuck
stand sein Haus und hinter ihm zog sich ein sehr großer Privatgarten
hin, den der menschenfreundliche Doktor dem öffentlichen
Verkehr zugänglich gemacht hatte. Als Kind spielte ich des öfteren
in diesem Garten, und ich entsinne mich noch der Erzählung meiner
Großmutter, die Zeugin war, wie in einem Teiche dieses Parkes
ein Hund sich bewußt das Leben nahm. Nach Mehrings Tode riß
die Stadt das Haus nieder, ließ den Garten abholzen, den Teich
trockenlegen und führte durch das Grundstück mehrere Straßen.
Die Straßen wurden bald bebaut und es entstand ein hübscher,
neuer Stadtteil, Nur eine Stelle blieb sehr lange unbebaut Schließlich
wurde darauf ein Vergnügungsgebäude errichtet, in dem ein damals
moderner Skating-Ring sich etablierte. Die miserablen Schwingungen
dieses raffinierten Tanzlokals verpesteten dieses Gebäude
derartig, daß, als es zu einem Theater umgebaut wurde, sich in diesem
Theater niemals eine seriöse Schauspielgesellschaft produzierte,
sondern nur mindere Operettenensembles und moralzersefzende
Komödianten spielten. Wie gesagt war ich damals durchaus kein
Mystiker und kannte keinen einzigen der technischen Ausdrücke
des Okkultismus, schrieb aber schon seinerzeit in einer Zeitung
einen Artikel über moralisch infizierte Stellen einer Stadtatmosphäre
, wie ich mich damals ausdrückte.

Während des Krieges im Sommer 1915 wurde ich in meiner
Eigenschaft als Sanitätsoffizier auf einem Schiffe den Dnjeper
herauf in eine kleine Stadt, namens Tschernobyl, zwecks Inspektion
geschickt. Die Stadt — ein außerordentlich schmutziges Dorf,
richtiger gesagt Nest — bot durchaus nichts Interessantes. Für
meine Arbeit brauchte ich als mitkontrollierende Justizperson den
Ortsfriedersrichter. Dieser ließ mir sagen, daß er bis Mittag amtlich
verhindert sei. Ich beschloß deshalb einen Rundgang zu
machen, stieß dabei auf den Friedhof und, meiner Liebe zu Gottesäckern
folgend, besichtigte ihn eingehend. Er hatte keine beachtenswerten
alten Grabmäler, aber eine ganz sonderbare Aura, obgleich
dieses Wort mir damals noch unbekannt war. Wolken zogen herauf
und ein Regen nahte. Eine eigenartige Stimmung umfing mich,
während eine innere Stimme mir befahl, direkt bis zum Ende de3
Friedhofes zu gehen und dann nach links zurück abzubiegen. Ich
gehorchte. Aber wiederum sah ich nichts Besonderes. Plötzlich
hieß mich die innere Stimme vor einem Grabe Halt machen. Ein
niedriges, schlichtes Kreuz, eine Trauerweide darüber; aber spontan
hatte ich eine Vision. Ich sah eine ganze, hochdramatische


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