Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 258
(PDF, 142 MB)
Bibliographische Information
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einen im eigenen Inneren ertönenden mystischen Laut. Wenn das
Klingen des „Nada", in den sich das Bewußtsein versenkt hat, aufhört
, wenn das Bewußtsein völlig untätig geworden ist, tritt Sa-
madhi ein, d. i. der Zustand der Versenkung. Das Ziel der Yoga
ist erreicht

Samadhi stellt den Gipfelpunkt des Yoga dar. Die Versenkung
ist das völlige Aufgehen in dem, was man meditiert, bis zum Auslöschen
der eigenen Person. Patanjali sagt: „Die Meditation, die
nur mehr den betrachteten Gegenstand spiegelt und in der sich
nichts mehr findet von der Natur des Betrachters, heißt Versenkung
". Dieser höchste Zustand der Yoga wird im Lehrgedicht
Bhagavad-Gita (VI, 11 f.) folgendermaßen geschildert:

„An einem reinen Orfe festen Sitz sich selber auserwählend, dann

Nicht allzuhoch, zu niedrig nicht, mit Fell und Kusa-Gras bedeckt,

Auf eins nur richtend sein Gemüt, Gedanken zähmend, Sinn und Werk,

Dort sitzend üb* Vertiefung er zu seiner eigenen Reinigung.

Und so den Leib, den Kopf, den Hals dort unbeweglich fragend fest,

Auf seine Nasenspitze schauend, nach Osten nicht sich sehend um,

Mit ruhigem Geist und ohne Furcht im Brahmakultgelübde fest,

Das Herz bezähmend, mein gedenk, sitz* er vertieft, in mich gesenkt.

So übend der Vertiefte stets sich mit gebändigtem Gemüt,

Zu in Auslosung gipfelnder Ruh kommt er, die in mir besteht.

Wenn den gezähmten Gedanken er richtet auf sich selbst aliein,

Unangereizt von jeder Gier, dann wird „Vertiefter" er genannt."

Der Zustand der Versenkung weist Unterabteilungen auf, von
denen die hauptsächlichsten „Samprajnata", d. h. bewußtes Samadhi
, und „Asamprajnata Samadhi", d. h. ein solches unter Aufhören
des Bewußtseins, sind. Es ist begreiflich, daß durch das Aufgeben
der Individualität infolge systematischer Yogaübungen ein
selbstinduzierter somnambuler Zustand eintritt. Da das Ziel dieser
Übungen die Vereinigung mit dem Allgeist ist, so wird ohne weiteres
verständlich, daß dieser auf aufosuggestivem Wege erreichte
Trancezustand von unaussprechlichen Glücksgefühl begleitet ist.

Dieser mühsam erreichte Zustand der Versenkung ist völlige
Bewußtlosigkeit, denn im Samadhi sind alle Sinneswahrnehmungen
unterbrochen. Fühlen, Denken, Wollen sind erloschen, von der
menschlichen Persönlichkeit ist alles weggeräumt. Dieser Zustand
det Bewußtlosigkeit ist für den Inder das Vorgefühl der künftigen
Erlösung und des Schicksals nach dem Tode. Die endgültige Erlösung
kann natürlich nur erfolgen, wenn sich das Ich ein für alle
Mal von der Welt losgelöst hat, aus ihr endgültig herausgetreten
ist, um überhaupt nie mehr Bewußtsein anzunehmen, sondern für
immer im Meere des göttlichen Brahman unterzutauchen.


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