Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 259
(PDF, 142 MB)
Bibliographische Information
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Der Endzweck der Yogaübungen ist die Loslösung des Körpers
vom Ich, oder genauer gesagt vom Körperbewußtsein. Diese Loslösung
des Körpers vom Ich wird durch eine Objektivierung der
Organempfindungen erreicht, wozu Hatha-Yoga eine ins Einzelne
gehende Technik liefert. Die komplizierten Posituren und Bewegungen
der Yogaübungen erzeugen alle möglichen Empfindungen
der Gelenke, Muskeln und der inneren Organe. Diese Empfindungen
werden ins Bewußtsein gezwungen und unter dem Einfluß
der im Vordergrund des Interesses stehenden Regulierung des
Atems einer systematischen, konzentrierten Beachtung ausgesetzt.
Die Organempfindungen, die normalerweise unbewußt verlaufen,
werden durch lebhafte Vorstellung in bewußtes Dasein gerufen.
Hierzu genügt eine konzentrierte Aufmerksamkeif allein nicht, es
ist dazu vorher die Kenntnis davon erforderlich, was vorgestellt,
und vor allem, wo es im Leibesinneren lokalisiert vorgestellt werden
muß. Das so phantastische Bild des Leibesinneren, für das
kein Äquivalent in den tatsächlichen anatomischen Verhältnissen
gesucht werden darf, erfüllt diesen Zweck. Chakras, Nadis, Kunda-
lini usw. sind lediglich als Vorsfellungsbilder für die Konzentration
anzusehen* Die Begründer des Yoga hätten eine der Wirklichkeit
näherkommende Darstellung des Leibesinneren zweifellos geben
können, falls sie dies gewollt hätten. Der Zweck, den sie verfolgten
, wird gerade nur durch dieses wirklichkeitsfremde Bild
erreicht. Die möglichen Organempfindungen ordnen sich einem
blos schematischen Bild des Leibesinneren viel leichter zu als einer
der Wirklichkeit genau entsprechenden Vorstellung des anatomischen
Baues. Die objektivierten Inhalte der Organempfindungen
werden aufgenommen wie die Inhalte der höheren Sinnesempfindungen
. Dadurch schwindet das unmittelbare Bewußtsein der Verbundenheit
mit dem physischen Leib; er wird Objekt unter anderen
Objekten, sobald er für das Bewußtsein in die Entfernung gerückt
wird. Infolge der immer wiederholten Durchführung dieser Übungen
vollzieht sich beim Yogi von selbst die Ablösung vom Körper,
der seine Bedeutung im Psychischen verloren hat. Körperbewußtsein
und Ichbewußtsein sind nicht identisch. Körperbewußtsein ist
blos eine Funktion des Ich, es kann daher Gegenstand der Apperzeption
werden. In ekstatischen Zuständen tritt stets eine mehr
oder weniger weitgehende Isolierung des Ich vom Körperbewußtsein
ein. Bei diesem oftmals ziemlich weitgehenden Verlust des
Körperbewußtseins ist^das Ichbewußtsein nicht notwendigerweise
völlig aufgehoben.

Das Abnorme, das Krankhafte, läßt sich im Yoga unmöglich

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