Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 261
(PDF, 142 MB)
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261 —

wie auch der Zielsetzung nach ihm gleich sind. Das unmittelbare
Erleben der Einheit des innersten Ich mit dem Urgrund alles
Sein? ist das Ziel jeglicher Mystik. Yoga und Mystik haben dasselbe
Ziel. Der Mystiker muß, gleichwie der Yogi, von außen nach
innen fortschreitend, die Inhalte seines Bewußtseins fesseln. Er
muß die gewohnte Tätigkeit seines Ich geradezu umkehren; er darf
nicht mehr wie früher seine Aufmerksamkeit auf die Welt richten,
sondern er muß sie umgekehrt auf sein eigenes Ich konzentrieren.
Diesen Prozessus, der sowohl für den indischen Yogi wie für den
abendländischen Mystiker derselbe ist, erläutert eine der jüngeren
Upanishaden*) in den beiden folgenden Strophen:

Die Toren laufen nach den Lüsten draußen
Und gehn ins Netz des ausgespannten Todes.
Doch Weise, wissend, was unsterblich, werden
Im Wechsel dort das Bleibende nicht suchen.

Nach auswärts bohrte Gott der Sinne Tore,
Darum sieht man nach außen, nicht nach innen.
Ein Weiser nur, der Ew'ges sucht, versenket
Den Blick in sich und schaut das Ich im Inneren.

Der Unterschied zwischen dem christlichen Mystiker und dem
indischen Yogi liegt nur in der Methode. Da nach kirchlicher
Lehre das Streben nach der Vereinigung mit dem Göttlichen
menschlicher Wahnwitz ist, lehnt die reine Mystik bewußt jedes
planmäßige Vorgehen in diesem ab, und erwartet vielmehr alles
von der Gnade, kann aber doch nicht umhin, ein bestimmtes Verhalten
als würdige Vorbereitung zu deren Empfang zu empfehlen,
was eben doch wieder auf eine Methode, wenn auch nur in allgemeinen
Umrissen, hinauskommt. Die geistigen Exerzitien der
Jesuiten und die mannigfachen mystischen Gebetsanweisungen der
Benediktiner weisen jedoch in mancher Beziehung eine unverkennbare
Ähnlichkeit mit gewissen Yogaübungen auf. Wenn das eigentliche
Ziel dieser Meditation ein möglichst inniges Erleben der
Passion ist, was bei einzelnen prädisponierten Personen zu Stigmatisierungen
führt, so ist das Wesentliche an diesen Vorgängen
doch die Einengung des Bewußtseins auf einen bestimmten Punkt,
die Schaffung eines Monoideismus, genau so wie dies im Samadhi-
Zustand des Yogi der Fall ist.

Wer über die Dinge dieser Welt erhaben ist, der muß auch
Macht über sie haben. Wer sich vom Körper innerlich befreit hat,
der muß auch durch seinen Willen die Körper beherrschen und
Wunder wirken können. Das Wunderwirken war von jeher ein

*) Rath. Up. IV, 2—1; nach Deussen, 60. Up., S. 279.


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