Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 263
(PDF, 142 MB)
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263 —

Da die Yogaübungen abnorme Bcwußtseinszustände herbeiführen
, so sind die vermeintlichen wunderbaren Fähigkeiten der
Yogis sicherlich zum Teil auf derartige krankhafte Erlebnisse zurückzuführen
. Die Persönlichkeitsspaltungen, das Fliegen in der
Luft, das Eingehen in diesen oder jenen Menschen und dergl. sind
lauter Erscheinungen, die uns aus der Psycho-Pathologie, der
Lehre der Seelenstörungen, hinlänglich bekannt sind. Namentlich
in theosophischen Kreisen wird der Yoga ungemein überschätzt
und man glaubt, daß der Inder durch den Yoga sich Erkenntnisse
mehr als menschlicher Art, rein geistige Wahrnehmungen einer
höheren Ordnung, verschaffen könne. In Wirklichkeit sind diese
Erlebnisse nur Vorgänge einer uns recht geläufigen Art aus dem
Gebiete krankhafter Seelenstörungen.

Wie die übernatürlichen Erkenntnisse sich in Wahrheiten
äußern müßten, die von Menschen sonst nicht erkannt werden und
ihnen dabei doch mit unwiderstehlicher Überzeugungskraft einleuchten
, so müßten sich schließlich auch übernatürliche Kräfte in
übernatürlichen Leistungen äußern, die auch ihrer Größe nach
einigermaßen greifbar oder doch aufzeigbar wären. Das ist aber
bisher noch nicht der Fall gewesen. Man muß daher füglich annehmen
, daß diese Yogakräfte doch wohl nicht von jener entschiedenen
, jedem Zweifel entrückten Art sind, die von ihren Verherrlichern
für sie in Anspruch genommen werden.

Daß der Yogi Zustände der tiefsten Geisfesabwesenheit erlebt,
daß daher bei ihm auch Zustände höchster Empfindungslosigkeit
vorkommen mögen, steht fest; ebenso daß sein Wille planmäßig
dazu erzogen wird, seinen Körper zu beherrschen, sich auch die
unwillkürlichen Vorgänge des Lebens zu unterwerfen. Was demnach
in dieses Gebiet gehört, das kann ohne weiteres als wirklich
und tafsächlich begründet zugegeben und angenommen werden.
Diese Art Yogakunst wird noch heutigentags von indischen Fakiren
praktisch geübt und bis zu einer Virtuosität getrieben, daß man
glauben könnte, das eigentliche und alleinige Ziel des Yoga bestehe
in der rein äußeren Herrschaft über den Körper und seine Notdürfte
.

Wie weit reicht die durch planmäßige Yogaübungen erlangte
Körperbeherrschung und welchen Wert hat diese für das praktische
Leben? Diese Frage beantwortet sich am besten durch Hinweis
auf die Schicksale moderner Yogis. Ramakrishna, eine der
bedeutendsten Gestalten der jüngsten indischen Religionsgeschichte
, hatte jahrelang neben Karma- und vor allem Bhakti-Yoga
auch Raja- und teilweise Hatha-Yoga ausgeübt und starb nach


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