Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 280
(PDF, 142 MB)
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280 —

der Arbeit mit einem Eifer hin, der das Bedürfnis, peinliche Gedanken
zu entfernen, kundgab.

Spät, an einem Herbstabend, saß er im Schlafrock und Pantoffeln
vor einem großen Feuer in seinem Kabinett im Schlosse zu
Stockholm. Er hatte seinen Kammerherrn, den Grafen Brahe, bei
sich, den er mit seiner Gunst beehrte, und den Arzt Baumgarten,
der, beiläufig bemerkt, gern den Freigeist spielte und verlangte,
man solle an allem, nur nicht an der Arzneiwissenschaft zweifeln.
Diesen Abend hatte ihn Karl wegen irgend einer Unpäßlichkeit
kommen lassen.

Die Abendsitzung verlängerte sich gegen Gewohnheit, und der
König gab ihnen nicht durch einen „guten Abend" wie gewöhnlich
zu verstehen, daß sie sich zurückziehen möchten. Das Haupt vorn
übergeneigt und die Augen auf die glühenden Kohlen gerichtet, behauptete
er ein tiefes Schweigen; man sah, daß ihre Gesellschaft
ihn langweilte, aber auch, daß er, ohne zu wissen warum, sich
scheute, allein zu bleiben. Graf Brahe bemerkte wohl, daß seine
Gegenwart nicht mehr angebracht wäre, und hatte schon mehrmals
geäußert, Seine Majestät bedürfe wohl der Ruhe; aber eine
Handbewegung des Königs hatte ihn auf seinem Platze festgehalten
. Der Doktor sprach seinerseits von dem Schaden, den das
Nachtwachen der Gesundheit brächte; aber Karl murmelte zwischen
den Zähnen: „Bleibt, ich habe noch keine Neigung zum Schlaf. —
Darauf versuchte man es mit allerlei Gegenständen der Unterhaltung
, die beim zweiten oder driften Satz ins Stocken geriet. Es
war klar, daß der König eine seiner düsteren Stimmungen hatte,
und bei einer solchen Gelegenheit ist die Lage eines Hofmanns eine
sehr delikate. Graf Brahe, vermutend, daß die Traurigkeit des
Königs von seinem Kummer um den Verlust seiner Gattin käme,
sah das Porträt der Königin, das im Kabineft hing, an und sagte
mit einem Seufzer: „Das ist ganz ihr zugleich so majestätischer und
sanfter Ausdruck!"

„Bah", sagte der König, der jedesmal, wenn man den Namen
der Königin vor ihm aussprach, meinte, einen Vorwurf zu hören,
„das Porträt ist geschmeichelt, die Königin war häßlich"; und dann
innerlich ärgerlich über seine Härte, stand er auf und machte einen
Gang durchs Zimmer, um eine Gemüfserregung, deren er sich
schämte, zu verbergen. Er blieb vor dem Fenster stehen, das auf
den Hof ging. Die Nacht war düster, der Mond stand im ersten
Viertel.

Das Schloß, in welchem jetzt die Könige von Schweden residieren
, war noch nicht vollendet, und Karl XL, der den Grund


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