Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 319
(PDF, 142 MB)
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während eines schnellen Wechsels unseres körperlichen Zustandes
so überhand nehmen, daß sie unseren „Halt am Leben", die Zähigkeit
unseres Lebenswillens, einen Augenblick völlig lösen. Bis zu
diesem Augenblicke sind wir, wie schwer auch unsere Leiden und
wie groß unsere Schmerzen sein mögen, doch nur krank oder verwundet
. Dies erklärt auch jene plötzlichen Todesfälle durch Freude
oder Schrecken, Schmerzen, Kummer oder andere derartige Ursachen
. Die Einbildung, seine Lebensaufgabe erfüllt zu haben und
für dieses Leben wertlos geworden zu sein, kann stark genug werden
, um einen Menschen ebenso sicher zu töten wie Gift oder eine
Flintenkugel. Anderseits aber hat der feste Entschluß, leben zu
wollen, manchem schon über die Krisis selbst in tödlichsten Krankheiten
hinweggeholfen und ihn zu voller Gesundheit wieder hergestellt
Zuerst also ist ein Entschlossensein, der feste Wille, ja die
Überzeugung, die Gewißheit des Überlebens, erforderlich. Ohne
dies ist alles andere nutzlos. Um aber für diesen Zweck ausreichend
zu sein, bedarf es nicht etwa bloß eines augenblicklichen einmaligen
Entschlusses, eines kurzen brennenden Verlangens, sondern eines
ruhigen, unausgesetzten Wollens, das beständig und ohne einen
einzigen Augenblick der Erschlaffung sich auf diesen Zweck konzentriert
. Wer dieses Ziel erreichen will, muß Tag und Nacht auf
seiner Hut sein, sich selbst gegen sein eigenes Selbst zu schützen.
Zu lebenl zu leben! — muß sein unbeirrtes Trachten sein.

Man könnte sagen, dies sei die allerkrassesfe Selbstsucht, und
solches Streben sei daher dem Wesen jedes wahren Mystikers zuwider
, sei mit der von den Theosophen aller Zeiten befürworteten
und geübten Selbstlosigkeit und Aufopferung für das Wohl der
Menschheit unvereinbar. Doch wäre dies nur eine sehr kurzsichtige
Anschauung. Um Gutes zu tun, muß ein Mensch, wie zu allen anderen
Dingen, Zeit und Mittel haben» Der hier bezeichnete Weg ist
aber der beste und wirksamste zur Gewinnung nicht nur der erforderlichen
Zeit, sondern auch solcher Kräfte, durch die man unendlich
viel mehr Gutes wirken kann als ohne sie. Beherrscht man
einmal diese Kräfte, so wird man sich bald in der Lage sehen,
diese auch unbeschränkt zu verwenden. Denn es kommt eine Zeit,
wo man nicht mehr jenes unablässigen Trachtens nach dem „Leben"
bedarf, — der Augenblick nämlich, wenn der Wendepunkt sicher
überschritten ist.

Bis dahin freilich ist eine störrige Entschlossenheit
und eine geistige (erleuchtete) Konzentration des Selbst auf das
Selbst unerläßlich. Damit aber ist nicht gemeint, daß ein solcher


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