Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 325
(PDF, 142 MB)
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seine Nasenspitze konzentriert, oder mehr dergleichen Kunststücke
übt, mag dadurch seine Willenskraft ungewöhnlich steigern,
doch bleibt dies alles auch im letzten Falle nur einseitige und verkümmernde
Entwicklung. Auch hat es keinen Zweck zu fasten,
solange man der Nahrung bedarf. Vielmehr ist das Abnehmen des
Bedürfnisses nach schwerer oder vieler Nahrung, ohne Beeinträchtigung
der Gesundheit, das Zeichen, woran man die vor sich
gehende Entwickelung ermessen kann. Nur demgemäß sollte man
seine Nahrungsaufnahmen vermindern, bis das äußerste Maß erreicht
wird, welches mit einem ruhigen Leben vereinbar ist. Zu
allerletzt mag ein Stadium erreicht werden, wo sichtbar nur noch
Wasser aufgenommen wird, die übrigen Bestandteile des Stoffwechsels
aber nur in anderer Weise ersetzt werden. Die Begierden
loszuwerden ist der Hauptgesichtspunkt; sich aber bedürfnislos zu
stellen, wenn man es nicht ist, bleibt widerliche Heuchelei, die
niemandem nützt und vielen schadet, am meisten aber demjenigen
selbst, der Sklave solcher eigenen Heuchelei ist.

Ebenso wie mit der körperlichen (mehr äußerlichen) verhält es
sich mit der sittlichen (mehr innerlichen) Reinigung und Veredelung
des Menschen. Die niedrigsten stofflichsten Neigungen müssen
erst abgelegt werden, dann die mehr geistigen Leidenschaften:
zuerst der Geiz, dann die Furcht, dann der Neid, dann der Hochmut
, dann die Lieblosigkeit, dann der Zorn, zuletzt aber müssen
auch Ehrgeiz und Neugierde überwunden werden. Gleichzeitig
muß dabei eine Kräftigung des mehr ätherischen, sogenannten
„geistigen" Menschen stattfinden. Nachdenken und Schlußfolgern
vom Bekannten auf das Unbekannte und vor allem die Versenkung
in das „Geistige" (Meditation; Yoga*) müssen ernst geübt werden.
Dabei muß auf allen Stufen der Entwicklung ein vollständiges
Gleichgewicht des Bewußtseins und die Überzeugung bewahrt werden
, daß im Weltall alles ganz natürlich, ursächlich und gerecht
zugeht

Auch darf dabei das Äußere nicht vernachlässigt werden. Mag
auch die Entwicklung noch so weit fortschreiten, die stoffliche Gestalf
auch des Adepten wird nie sicher gegen äußere Einflüsse.

*) Damit ist ein unbeschreibbares Sehnen des inneren, „geistigen" Menschen
gemeint, sich in das Unendliche zu ergießen. Dieser nur den ältesten Zeiten und
der ältesten Sprache, dem Sanskrit, bekannte Begriff wäre vielleicht am nächsten
noch mit Andacht zu bezeichnen, was aber freilich nicht im Sinne von Gebet oder
Buße zu nehmen ist. Ein genau zutreffendes Wort hierfür gibt es in den europäischen
Sprachen überhaupt nicht mehr, weil die Sache selbst im Westen verloren
gegangen ist.


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