Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 334
(PDF, 142 MB)
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nieder und folgte ihm durch Schmutz und Wasser bis zu dem Baume, auf welchen
es sich flüchtete; hier kam sie wieder zu sich. Ein anderer Fall, den ich später
erfuhr, hatte tragischere Folgen. Das Weib trat auf dem Felde auf eine der giftigsten
Schlangen, die es dort gibt, und wurde vor Schrecken dermaßen lata, daß
sie stehen blieb und den Finger vor dem Kopfe hin und her bewegte, um die
zitternde Zunge der Schlange nachzuahmen. Sie wurde von der zornigen Schlange
gebissen und starb binnen einer Stunde". D. E.

Ein Prozeß gegen den Hellseher Hanussen. Die Staatsanwaltschaft Leifmeritz
(Böhmen) hat gegen den bekannten Telepathen und Okkultisten Erik Jan Hanussen
die Anklage wegen Betruges in mehreren Fällen erhoben, da Hanussen durch seine
hellseherischen Aussagen einige Personen geschädigt haben soll. Das Phänomen
von Konnersreuth veranlaßte Hanussen, in Vorträgen sich mit diesen Erscheinungen
auseinanderzusetzen. Dann nahm er sich des Bergmanns Diebel an, der, von
egoistischen Managern ausgebeutet, als Konkurrenz der Konnersreuther Magd aufgetreten
war, führte ihn als sichtbaren Beweis seiner okkultistischen Ansichten
vor und gab an, im Besitze hellseherischer Fähigkeiten zu sein. Seine Vortragsabende
wurden viel besucht. Die Polizeibehörden verfolgten sein Wirken mit
scheelen Äugen. Man versuchte ihm Fallen zu stellen, und als Hanussen in der
Kurstadt Teplitz-Schönau seinen achten Experimenfierabend abhielt, verhaftete
man ihn im Februar 1928 in seinem Hotel. In seiner Verteidigungsrede schilderte
Hanussen seinen Lebenslauf und legte unter Vorlage amtlicher Dokumente und
Urkunden die Erfolge dar, die er auf dem Gebiete des Hellsehens in den letzten
Jahren zu verzeichnen hatte. Er wehrte sich gegen die Anschuldigungen des Staatsanwaltes
, unter falschem Namen aufgetreten zu sein, da er seinen bürgerlichen
Namen Steinschneider auf Anordnung des Kommandierenden Generals von Ol-
mütz, dem er während seiner Militärdienstzeif unterstellt war, bei Ausübung der
telepathischen Experimente habe ablegen müssen. Im Kriege Wünschelrutenganger
in Bosnien, kam er nach der Revolution nach Wien, wo er nach Prüfung durch die
Polizei- und Gerichtsbehörden sehn Experimentierabende veranstaltete. Sein
größter Erfolg war die Aufdeckung eines großen Banknotendiebstahls in der
Staatsbanknotendruckerei in Wien, wo in wenigen aufeinanderfolgenden Tagen
zwei Millionen Kronen entwendet wurden. Hanussen wurde zu Rate gezogen, da
die Polizei den Fall nicht aufklären konnte, und entdeckte in kurzer Zeit den
Täter und das Versteck der Diebesbeute. Die ausgeschriebene Belohnung wurde
damals von 2000 auf 4000 Kronen erhöht und an Hanussen der Antrag gestellt,
den Ueberwachungsdienst des Staatsinstituts zu übernehmen. Mit Rücksicht auf
die Haltung der Wiener Polizei, die in ihm einen ernsten, unliebsamen Konkurrenten
erblickte, lehnte er den Antrag jedoch ab. Sein Kampf gegen den Eisen-
könig Breitbart führte zur Ausweisung aus Oesterreich. Nach längerem Aufenthalte
im Auslände kehrte Hanussen 1927 in die Tschechoslowakei zurück, wo er große
Unterschlagungen bei einer Versicherung aufdeckte, Vortragsabende hielt und dann
in Teplitz-Schönau verhaftet wurde.

Die Vernehmung einzelner Zeugen entlastete stark den Angeklagten, denn
auch der von der Staatsanwaltschaft aufgebotene Hauptbelastungszeuge, auf dessen
Anzeigen die Verhaftung erfolgte, wußte nichts Belastenderes anzugeben.
Trotzdem wollte die Staatsanwaltschaft auf Grund eines Gesetzes vom Jahre 1803
die Anklage erweitern, denn Hanussen habe den Schwachsinn der Leute zu seinem
Vorteil ausgebeutet. Der Sachverständige verneinte zwar Hanussens Fähigkeiten,
konnte sich aber einzelne Anerkennungen nicht versagen. Die Vernehmung des
Kriminalinspektors Ruderer gestaltete sich zu einer Sensation. Der Zeuge, der


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