Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 351
(PDF, 142 MB)
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sächlich auch sehr empfänglich für suggestive und hypnotische Einwirkungen
waren.

Der Moutin'sche Reflex wird folgendermaßen festgestellt: Man
stellt sich hinter die Versuchsperson und legt die beiden Handflächen
mit ausgespreizten Fingern leicht auf deren Schulterblätter
derart, daß die beiden Daumen auf der Wirbelsäule aufliegen.
Nach kurzer Zeit, höchstens 30 Sekunden, zieht man beide Hände
langsam zurück. Wenn alsdann der Oberkörper der Versuchsperson
sich, scheinbar von den Händen angezogen, nach rückwärts
neigt, so kann man sagen, daß sie den Moutin'schen Reflex,
wenigstens in leichtem Grade, aufweist. In stärkerem Grade wird
sie brüsk angezogen werden und gezwungen sein, rückwärts schreitend
den Händen des Versuchsanstellers zu folgen, selbst wenn
diese die Schulterblätter nicht mehr berühren und 20 bis 30 cm
von ihnen entfernt sind. Einige Versuchspersonen verspüren
gleichzeitig ein mehr oder weniger starkes Wärmegefühl. Statt
beide Hände auf die Schulterblätter aufzulegen, kann man auch die
rechte Hand auf den Nacken legen; die Wirkung bleibt bei empfänglichen
Personen die gleiche.

Es mag vielleicht nicht ganz richtig sein, in der Hypnose nichts
als eine Wirkung der Suggestion zu erblicken, wie es die Lehrmeinung
der Nancyer Schule will. Demgegenüber kann m. E. aber
auch der Moutin'sche Reflex nicht als ein Beweis für die Einwirkung
eines magnetischen Fluids auf die Versuchsperson gedeutet
werden, wie dies von gewisser Seite getan wird. Die Reaktionen
der Versuchspersonen sind von gleicher Art wie die unbewußten
Muskelbewegungen, die dem bekannten Gedankenlesen ä la Cum-
berland zu Grunde liegen. Daß diese unbewußten Muskelreaktionen
zu Recht als ein Zeichen der Spannungslosigkeit und konstanten
Aufnahmebereitschaft für fremde Eingebungen gedeutet werden
können, beweisen am besten die oftmals erstaunlichen Erfolge der
Berufshypnotiseure, die sich dieses Kniffs zur Auswahl ihrer Versuchspersonen
tagtäglich bedienen.

Angesichts der hohen therapeutischen Bedeutung der Suggestion
empfiehlt Dr. Emile Boirac, Rektor der medizinischen Fakultät
von Dijon, den Moutin'schen Reflex bei einer gewissenhaften
ärztlichen Untersuchung jeweils zu berücksichtigen. „Der Moutin-
sche Reflex" — schreibt Boirac — „bildet eine wertvolle Errungenschaft
der medizinischen Wissenschaft und verdient in der Semio-
logie neben den klassischen Reflexen von Sheyne-Stockes, Romberg
, Lasegue, Kernig u. a. zu figurieren, die die Namen ihrer Entdecker
unsterblich gemacht haben". Im Hinblick auf den besonde-


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