Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 399
(PDF, 142 MB)
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Wachtmeister und Obristen der Leibgarde zu Pferde aufstieg. Am
8. Februar 1675 aber gebar die seit Jahr und Tag von ihrem Gemahl
getrennte Frau von Neidschüfz ein Töchterlein, welches in der
Taufe den Namen Magdalena Sibylla erhielt.

Das Kind genoß von der albernen, intriganten und wollüstigen
Mutter eine Erziehung, welche nur auf die Erlernung aller Künste
der Koketterie und auf die Beherrschung der höfischen Etikette
Wert legte und die Bildung des Geistes wie des Gemüts so gänzlich
vernachlässigte, daß Sibylle später nicht einmal imstande war, ihre
Liebesbriefe selbst zu schreiben.

Noch als Kind kam die junge „Neifschinne"x) an den Hof und
wurde, weil man sie in sehr nahe Beziehungen zu dem inzwischen
Kurfürst gewordenen Johann Georg III. brachte, von aller Welt
verhätschelt und verdorben. Schon im zwölften Jahre regte sich
das heiße mütterliche Blut in Sibylle, welche Liebeleien mit dem
Kammerjunker Grafen von Vitzthum und dem Obersthofmeister
August von Haxthausen anknüpfte. Letzterer liebte das junge Mädchen
aufrichtig und machte ihr zwei Heiratsanträge, die jedoch verworfen
wurden, weil Prinz Friedrich August dem leichtsinnigen
Kinde besser gefiel als sein schon ältlicher Obersthofmeister.

Prinz Friedrich August mußte jedoch dem Kurprinzen Johann
Georg (nachmals, als Kurfürst, IV.) weichen, welchen eine so rasende
Liebe zu dem kaum 13jährigen Mädchen erfaßt hatte, daß
ihn der Kurfürst, um Unheil zu verhüten, auf Reisen schickte.
Kaum aber war im Jahre 1690 der Kurprinz von dieser großen Tour
zurückgekehrt, so stand seine Leidenschaft für die mittlerweile
üppig erblühte „Neifschinne" wieder in hellen Flammen, welche
auch diese mit verzehrender Glut erfaßten.

Das Verhältnis war das Ärgernis des ganzen Hofes. Deshalb
bot ein gegen Frankreich ausgebrochener Krieg dem Kurfürsten
eine sehr willkommene Gelegenheit, um seinen Sohn wieder
von Sibylle zu trennen. Der Kurprinz erhielt eine Befehlshabersfelle
in dem 12000 Mann starken sächsischen Heer, welches der
Kurprinz zur Rheinarmee führte, deren Oberbefehl er inne hatte.

Da starb Johann Georg III. am 2. September 1691 zu Tübingen
und der Kurprinz bestieg — als Johann Georg IV. — den sächsischen
Thron. Kaum war aber der junge Regent nach Dresden zurückgekehrt
, als er Sibylle öffentlich für seine Favoritin erklärte,
ihr die Kammergüter Gorbitz und Pommerich, einen Lustgarten

!) Neifschinne ist die altertümliche Form für die Neifschin» d. h. die Gattin
oder Tochter d^s Neitsch (volksgebrauchlich für Neidschütz).


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