Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 402
(PDF, 142 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1929/0406
402 —

litz 1693 zu Frankfurt a. M. geboren hatte, wohin sie dem Kurfürsten
auf dem Marsche an den Rhein gefolgt war.

Der Kurfürst versuchte sein Verhältnis zur Rochlifz juristisch
zu verteidigen sowie auch dichterisch zu verherrlichen, und je
länger das Verhältnis des Kurfürsten zur Rochlitz dauerte, desto
heißer entflammte seine Leidenschaft. Er war vollständig in der
Gewalt der beiden Frauen, der Rochlitz und der „alten Neif-
schinne", welche ihn wie ein blindes Werkzeug gebrauchten und
mißbrauchten. Der Neidschütz'sche Anhang wurde mit Wohltaten
überhäuft und in jeder Beziehung den verdienfesten Sfaatsdienern
vorgezogen, so daß das sächsische Volk, welchem die Mätressenwirtschaft
noch fremd war, seine Entrüstung nicht mehr verbergen
konnte. Die beiden Frauen durften sich kaum mehr sehen lassen,
und dumpfe Gerüchte über allerlei zauberischen Unfug, welcher
von den Verhaßten getrieben werde, durcheilten immer die Stadt.

Der Kurfürst blieb gegen die Entrüstung seines Volkes gänzlich
gleichgültig und sandte im Februar des Jahres 1694 den Geheimen
Rat von Beichling, einen Schwager der Rochlitz, nach Wien, um
diesmal die Erhebung Sibyllens in den Fürstenstand durchzusetzen.
Die Gräfin hatte dagegen das Versprechen gegeben, zum Katholizismus
überzutreten und auch den Kurfürsten für die alleinseligmachende
Kirche zu gewinnen. Während diese Verhandlungen noch
schwebten, erkrankte die Rochlitz plötzlich an den Kinderblatfern
und starb am 4. April 1694. Der Kurfürst war fast wahnsinnig
vor Schmerz.

Pöllnitz4) sagt darüber: „Der Kurfürst geriet in solche Verzweiflung
, daß ihn niemand besänftigen konnte. Man konnte
ihn nicht einmal von dem erblaßten Körper wegreißen, er umfaßte
die Leiche und sagte ihr noch allerlei bewegliche Dinge. Erwünschte
sich den Tod, um aus einem Leben zu kommen, das ihm nach dem
Tode seiner Neitschinne unerträglich war. Jedermann glaubte, das
ganz entsetzliche Klagen des Kurfürsten habe eine übernatürliche
Ursache, und weil die Gerichte in Sachsen nicht einig sind mit dem
Parlament zu Paris, wo man an keine Zauberei glaubt, so zweifelten
sie gar nicht, daß Fräulein Neitzschin müsse Zauberkünste angewendet
haben, damit sie geliebt würde". Nach Hasches „Diplomatischer
Geschichte von Dresden" ist es Tatsache, daß der Kurfürst
untröstlich war, in die äußerste Melancholie verfiel und die Gräfin
Rochlifz mit allem Pomp bestatten ließ. Kurz nach dem Leichenbegängnis
aber erkrankte auch er und wurde zu Moritzburg bettlägerig.

4) „Galanfes Sachsen", Seite 83.


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