Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 404
(PDF, 142 MB)
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gelber Schwamm... Am linken Arm war ein schwarfzes, mit Atlas
bezogenes Haarband sehr fest umgestreiffet, und hinter dessen
Ellenbogen seiner Durchlaucht Portrait, an den vier Enden mit
grossen Diamanten besetzet, auch mit gespaltenen ponceaufarbe-
nen Bande stark verbunden, jedoch beides mit sogenannten Engage-
anten und sammetenen Ermein wohl bedecket.... und zwey sam-
metene Küßchen unter die Arme zu legen benebst einem weißen
Päckchen Lumpen usw.

Die verdächtigen Gegenstände waren besonders das Haarband
und das Päckchen Haare am Knie. Da, wie wir weiter unten sehen
werden, die Generalin in der Tat zahlreiche magische Künste getrieben
hatte, so ist die Vermutung gerechtfertigt, daß sie ihrer
Tochter diese Haare des Kurfürsten mit in den Sarg gegeben hatte,
in der Absicht dadurch zu bewirken, daß er seine Gunst weder der
Kurfürstin noch einer neuen Mätresse schenken könne. War es
doch ein weit verbreiteter Glaube, daß man vermittelst der in abgeschnittenen
Haaren zurückbleibenden Lebenskraft den Menschen,
von dem sie genommen, auf magisch-sympathetische Weise zu
seinem Vorteil oder Nachteil beeinflussen könne.7)

Eine Bestätigung findet unsere Vermutung durch die Aussage
einer gewissen Burmeisterin, einer von den beiden Neidschütz viel
benutzten Person, welche aussagte, daß ihr beide Damen Haare der
Rochlitz und des Kurfürsten übergeben hätten, damit sie daraus
ein Armband flechte, welches die Gräfin trug, um Johann Georg
an sich zu fesseln. Fernerhift habe sie Stücke aus getragenen Hemden
des Kurfürsten und der jungen Neifschinne in eine Schachtel
siegeln und am Karfreitag, während die Passion gesungen wurde,
in der Bartholomäuskirche auf den Altar praktizieren müssen, so
daß der Segen darüber gesprochen worden sei. Diese Lappen habe
die Rochlitz dann bei sich getragen, um dadurch den Kurfürsten
fester an sich zu ketten. (Vielleicht das im Leichenbefund erwähnte
Päckchen weißer Lumpen?)

Der Tatbestand der Leichenschau und die Aussagen der Burmeisterin
sowie noch einiger anderer Zeugen reichten hin, die Einleitung
eines Strafverfahrens gegen die alte Generalin von Neidschütz
zu veranlassen. Diese wurde verhaftet, auf dem Dresdener
Rathause in Quartierstübchen interniert und scharf bewacht. Den

7) Der britische Ärzf William Maxwell sagt in seiner 1679 zu Heidelberg erschienenen
„Medicina magnetica", daß die Magier durch Haare vieles vollbringen
konnten. Man könne durch sie Liebe erwecken und den Körper gesund oder krank
machen usw. Die ganze sehr komplizierte Lehre erinnert in manchen Stücker an
die Theorie Professor Jägers vom Haarduft.


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