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reseratum chymicum l): „Unsere Vorfahren haben sich zu Zeiten
Valerii Diocletiani im Jahre 248 wiederum vereiniget Dieser
Tyrann regierte 20 Jahre, unter welcher Regierung viele von denen
lieben Alten durch seine gräuliche Wütherey zur Marter gefördert
worden, da sich sowohl Gelehrte als andere gezwungen gesehen,
mit ihren Weibern und Kindern um Sicherheit willen in andere
Länder zu fliehen" etc. Es ist hier offenbar von einer mystischen
Vereinigung die Rede, welche im Verlauf der Zeit durch widrige
Schicksale zerstreut wurde, sich dann aber wieder neu bildete.
Diese Ansicht steht nicht vereinzelt da, sondern wird auch von
dem Professor der Chemie, Kopp, in seiner „Geschichte der
Chemie" und den „Beiträgen zur Geschichte der Chemie" vertreten.
Kopp sucht auf diese Weise die merkwürdige Erscheinung zu erklären
, daß vom 4. bis zum 6. Jahrhundert eine wahre Hochflut
alchymistischer Schriften in griechischer Sprache auftauchte, in
welchen eine solche Fülle praktisch-chemischer Kenntnisse zu finden
ist, wie sie die Profanschriftsteller der klassischen Zeit, wie
Diodorus Siculus, Plinius, Dioskorides u. a .m., nicht zum kleinsten
Teil besaßen. Auch herrscht in diesen eine so feststehende Symbolik
und mystische Bezeichnung gewisser chemischen Substanzen
und Vorgänge, daß man notgedrungen annehmen muß, diese Dinge
seien allgemeineren und älteren Ursprungs, weil einzelne alleinstehende
Forscher während der Stürme der Völkerwanderung wohl
schwerlich Muße zu solchen Studien und auch kaum ein dafür
empfängliches Publikum gefunden hätten. Es bleibt nur die Annahme
übrig, daß die langjährigen Erfahrungen einer geschlossenen
Körperschaft durch schriftliche Mitteilung bei zunehmender
Ausbreitung derselben den neuen Mitgliedern zugänglich gemacht
wurden.
Als die Araber die Träger der Wissenschaft geworden waren,
haben offenbar unter ihnen Geheimbünde bestanden, deren Endzweck
magisch-alchymistische Studien waren. Darauf deuten die
vielen Erzählungen von den Zauberschulen zu Toledo, Salamanca,
Barcelona usw., deren Existenz durch die zeitgenössischen Spanier
Bernhard Basinus in dessen Abhandlung „De cultibus magicisc und
von Martin Delrio in seinen berühmten „De disquisifionibus magicis
" verbürgt wird. Selbstverständlich waren diese Zauberschulen
keine Anstalten, wo „der Teufel im Kellergewölbe schwarze Kunst
*) Dieses seltene Werk wurde im Jahre 1612 von den Rosenkreuzern in Nürnberg
für 12 000 Dublonen, unter der Presse hinweggekauft; indessen ist ein Exemplar
desselben in meinem Besitze. N
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