Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 544
(PDF, 142 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1929/0548
- 544 -

unübersehbaren Reihe eigener Schriften für die Ausbreitung der
Rosenkreuzerei wirkten,7)

Aber auch Theologen finden wir unter den Rosenkreuzern, wie
Johann Arndt, den berühmten Verfasser des „Wahren Christentums
", welcher 1599 eine „Zweytes Silentium Dei" betitelte rosen-
kreuzerische Schrift verfaßte, die sich in meinem Besitz befindet.
In diesem Manuskript wird die Bereifung des Lapis Philosophorum
ohne künstliches Feuer, nur durch die Sonnenhitze, welche mittelst
zusammengesetzter Brennspiegel konzentriert wird, gelehrt. Mag
der Wert der Vorschrift ein so großer oder kleiner sein wie er will,
so ist doch die Tatsache von großer wissenschaftlicher Wichtigkeit,
daß die Rosenkreuzer ein Jahrhundert vor Tschirnhausen Brennspiegel
kannten, welche an Kraftentfaltung ganz dasselbe leisteten
wie die berühmten Werkzeuge dieses sächsischen Philosophen der
Zeit Augusts des Starken.

Etwa um das Jahr 1590 war der Ruf des Rosenkreuzerordens
schon ein sehr ausgebreiteter, denn in diesem und dem folgenden
Jahre reiste der französische Alchymist Barnaud in Deutschland
umher, um die hermetischen Meister Rosae Crucis aufzusuchen
und um in ihre Gesellschaft zu kommen.8) Im Jahre 1601 ließ
dieser einen lateinischen Brief an alle Rosenkreuzer Frankreichs
drucken, worin er ihnen den König Heinrich IV. und Moritz von
Nassau warm empfahl. Daraus ist zu schließen, daß Barnaud in
enge Verbindung mit den Rosenkreuzern getreten und vielleicht
sogar Ordensimperator geworden sein wird, sowie daß auch Heinrich
IV. und Moritz von Nassau demselben nicht fremd gegenüber
gestanden haben müssen. Auffallend ist, daß Kaiser Rudolf II.,
welcher bekanntlich ein eifriger Magier, Alchymist und Astrolog
war, mit dem Orden nicht in Verbindung gebracht wurde, um so
mehr, da er doch Rosenkreuzer wie Gerhard Dorn, Thaddäus von
Hayeck und den schon genannten Michael Maier zu Leibärzten hafte.

Im Jahre 1604 schrieb ein gewisser Simon Sfudion, aus Urach
in Württemberg gebürtig, ein mystisches Werk, welches nur handschriftlich
vorkommt und den Titel „Naometria" führt. Unter
Naometria versteht er eine neue Meßkunsf des inneren und äußeren
Tempels, d. h. eine mystische Beschreibung des innern und
äußern Menschen, welcher als Tempel der Gottheit aufgefaßt wird.

7) Diese Schriften sind in Schmieders „Geschichte der Alchymie" wohl katalogisiert
, haben aber für den heutigen Leser kein Interesse, weil die zu Anfang
des 17ten Jahrhunderts verständlichen symbolischen Bezeichnungen von Personen
und Dingen gänzlich unverständlich geworden sind.

8) Vergi. das Echo Fraternitatis R. C. (s. 1.) 1616.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1929/0548