Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 545
(PDF, 142 MB)
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Der Verfasser weiß sehr viel Mystisches und Prophetisches von
der Rose und dem Kreuze zu erzählen und gibt ein Gewebe von
Sinnbildern und apokalyptischen Berechnungen, die gänzlich unverständlich
sind. Studion war ein Mann, dessen Geisteskräfte infolge
von Visionen, die er beschreibt, nicht mehr ganz intakt waren, und
welcher sich in eine Art von religiösen Wahnsinn verrannt hatte.
Demungeadbtet wurde sein sonderbares Werk aus Unkenntnis für
die erste Urkunde der Rosenkreuzerei und er selbst als Gründer
des Ordens angesehen.

Ein ähnliches Schicksal hatte der bekannte württembergische
Theologe Johann Valentin Andreae, 1586—1634, ein Mann von
hoher Bildung und sittlicher Entwickelung, welcher eine „Fama und
Confessio Fraternatis Rosae Crucis", sowie sein bekanntestes Werk
die „Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreuz", endlich aber
eine „Gei eralreformation der ganzen Welt" schrieb.

Diese Werke machten enormes Aufsehen und wurden sofort in
mehrere Sprachen übersetzt, so allein die „Fama" in fünf Zungen.0)
Die Beschaffenheit dieser Werke ähnelt der der Sfudionschen
Schrift. In der „Fama" und „Confessio" wird die Geschichte vom
Ritter Rosenkreuz mit einer Menge allegorischer Verbrämungen erzählt
, deren Kern wir oben wiedergegeben haben; die „Chymische
Hochzeit" ist ein ganz abstruses alehymistisches Buch, worin unter
dem Bild einer Hochzeit der alehymistische Universalprozeß gelehrt
wird* Die Darstellung ist jedoch eine so bizarre, jeden Bezugs
auf chemische Vorgänge entbehrende, daß niemand — d. h.
von den gegenwärtig Lebenden — auch nur den mindesten erträglichen
Sinn hineinbringen kann und daß einen Auszug aus derselben
zu geben weder möglich noch überhaupt der Mühe wert
wäre. In der „Generalreformation" sucht Andreae Utopien auf
christlich-theosophischer Basis zu schildern; das Buch ist jedoch
ebensowenig genießbar wie die vorigen.

Und dennoch machten diese Werke bei ihrem Erscheinen ein
solches Aufsehen, daß sie sofort in mehrere Sprachen übersetzt
wurden, was nicht möglich gewesen wäre, wenn nicht eine große
Anzahl von Leuten den Schlüssel zu der dunkeln Symbolik besessen
hätte, sodaß die absonderlichen Bücher trotz ihrer orakelhaften
Dunkelheit doch gute buchhändlerische Zugartikel wurden. Neben
den in die Bildersprache Eingeweihten mag es noch eine große

9) Im Jahre ihres deutschen Druckes, 1614, erschien bereits eine lateinische
Ausgabe, eine holländische 1613, ohne Druckort, ferner eine französische 1616 zu
Amsterdam, sowie endlich 1617 eine italienische ohne Ortsangabe.

Zentralblatt für Okkultiamvs. XXIII. Jahrgang. 36


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