Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 558
(PDF, 142 MB)
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er dessen Seele entschweben und klatschte vor Freude in die
Hände. Der „Geist Roberts" war es ferner, der ihm in einer nächtlichen
Traumerscheinung kund tat, in welcher Weise er Gedichte
und Bilder vereint herausgeben könnte, und Blake befolgte die ihm
so gelehrte Methode wirklich mit Erfolg. Merkwürdig endlich ist
folgendes: William sollte als Knabe zum Zwecke seiner künstlerischen
Ausbildung dem Kupferstecher Ryland übergeben werden.
Sein Vater führte ihn zu diesem Künstler hin. William hatte aber,
nachdem er Ryland kennen gelernt, keine Lust mehr, dessen
Schüler zu werden, und sagte zu seinem Vater prophetisch und
ahnungsvoll, nachdem sie Rylands Haus verlassen hatten: „Das
Gesicht des Mannes gefällt mir nicht; er sieht aus, als ob er einmal
noch gehängt würde". Zwölf Jahre darauf wurde Ryland eines
Betruges wegen gehängt.

Wie Blake über die Realität seiner Visionen dachte, darüber
gibt folgender Ausspruch Aufschluß: „Die Propheten — sagt
Blake — bezeichneten ihre Visionen als wirkliche und lebendige
Gestalten, die sie mit den unsterblichen Organen ihrer Phantasie
wahrnahmen, ebenso die Apostel. Je schärfer das Organ, um so
deutlicher der wahrgenommene Gegenstand. Ein Geist oder eine
Vision sind nicht, wie die modernen Philosophen meinen, ein Dunst
oder ein Nichts; sie sind organisiert und sorgfältiger gegliedert als
alles, was die sterbliche und vergängliche Natur hervorbringen
kann. Wer nicht in schärferen und richtigeren Linien, wer nicht in
hellerem und besserem Lichta geistig sehen kann, als sein sinnliches
Menschenauge wahrnimmt, der kann überhaupt nicht geistig
schauen". Blake behauptete, daß ihm all seine Vorstellungen um
vieles vollkommener und feiner organisiert erschienen als das, was
sein sterbliches Auge wahrgenommen. Geister seien organisierte
Menschen. — Blake hatte sich in noch jungen Jahren mit den
Lehren von Paracelsus, Marcion, Jakob Böhme und Swedenborg
vertraut gemacht und sich eine übersinnliche Weltanschauung gebildet
. Der Mensch war ihm vornehmlich ein geistiges Wesen, ein
Ausfluß und eine ewig währende Offenbarung Gottes. Der Geist
ist nur vorübergehend an den Leib gebunden und besteht fort,
wenn der letztere vergeht. Blake behandelte alles Körperliche, als
Gegensatz zum Geiste und dessen Tätigkeiten, mit ersichtlicher
Geringschätzung, und obwohl er zugeben muß, daß der Körper als
Werkzeug des Geistes zum Ausdruck seelischer Aspirationen verwendet
wird, kann er doch nicht genug davor warnen, daß man die
sinnlichen Wahrnehmungen nicht als endgültig, nicht als Korrektiv
(als Beurteilungsmaßstab) für die Ergebnisse der Intuition be-


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