Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 559
(PDF, 142 MB)
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trachte, und kann nicht genug einschärfen, daß dem Geiste eine
höhere Erkenntnis erreichbar sei, als je durch die fünf äußeren
Sinne erlangt werden könne.

Blake bezeichnet die höhere Erkenntnis des Menschen schlechtweg
als Phantasie. „Die Welt der Phantasie", sagt er, „ist die
Welt der Ewigkeit. Die Welt der Phantasie ist unendlich und ewig,
während die Welt der Entwickelung oder des Wachstums endlich
und zeitlich ist. In der ewigen Welt finden sich die dauernden Urbilder
von allem, was wir in der Natur dargestellt sehen". Die
letzteren Worte bekunden deutlich einen Einfluß der platonischen
Philosophie auf seine Weltanschauung.

Über merkwürdige seelische Zustände berichtet Thomas de
Quincey in seinen „Bekenntnissen eines Opium-Essers.*) Infolge
übermäßigen Opium-Genusses glaubte er in seinen Träumen, nicht
bildlich geredet sondern wirklich, in tiefe und finstere Abgründe
zu steigen. Sein Maß für Raum und Zeit war alsdann ein völlig
verändertes. Gebäude und Landschaften erschienen ihm in riesenhafter
Größe, wie kein sterbliches Auge sie zu ermessen vermocht
hätte, und der Raum bis zur Unendlichkeit ausgedehnt. Oft glaubte
er auch, in einer Nacht 70 oder 100 Jahre verlebt zu haben, oder;
wohl auch 1000 Jahre, wenn die Dauer nicht gar alles äußere Maß
überstieg. Endlich lebten in diesem Zustande auch die geringfügigsten
Umstände seiner Kindheit und Szenen vergangener Jahre in
ihm auf, ohne daß er sich derselben sonst erinnert hätte, da er sie
im wachen Zustande nicht als Bestandteile seines Wesens erkannt
haben würde.

Eine ganze Reihe eigentümlicher symbolischer Erscheinungen
und Vorfälle gingen dem vorzeitigen Tode des größten englischen
Lyrikers Percy Bysshe Shelley voraus. Bekanntlich verunglückte
dieser mit Leutnant Williams am 8. Juli 1822 auf der Fahrt von
Livorno nach Lerici bei stürmischer See. Shelley verbrachte seine
letzten Tage mit Frau und Sohn in Gesellschaft des Leutnants
Williams und dessen Familie auf Villa Magni in der malerischen
Bucht von Spezzia, nahe Lerici. Der in hohem Grade sensitive
Dichter, welcher zeitlebens das Opfer von seltsamen Einbildungen
und Eindrücken war, litt damals besonders an nervösen Erregungen
; Todesgedanken und merkwürdige Gesichte beschäftigten ihn.
Als er kurz vor seinem Untergange mit Frau Williams und deren
Kindern in einem Boote spazieren fuhr, rief er plötzlich aus: „Nun
lassen Sie uns das große Geheimnis ergründen!", so daß es all der

*) Confessions of an Opium Eafer, New Edition S. 82.


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