Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
23.1929/30
Seite: 561
(PDF, 142 MB)
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vereinigen?" und eine andere Freundin träumte in der Nacht, die
seinem Tode vorherging, daß er mit bleichem Antlitz, von schrecklicher
Melancholie befallen, zu ihr gekommen und daß der kleine
Percy, Shelleys Söhnchen, gestorben sei. Sie erwachte heftig weinend
aus diesem Traum und sagte zu sich selbst, daß der Tod des
Kindes sie nicht so tief berührt haben könne.

Es mag in diesem Zusammenhange bemerkt werden, daß Shelley
, wie dies jeder, der tiefer in seine Persönlichkeit eingedrungen
ist, begreiflich finden muß, ein gewisses Interesse für mystische
Vorgänge besaß, obwohl er zu keiner bestimmten Ansicht darüber
gekommen war. Doch fand er es z. B. der Mühe wert, Geistergeschichten
aufzuschreiben, welche M. G. Lewis, der bekannte Verfasser
der „Tales of Terror", im Jahre 1816 bei einem Besuche in
Genf, woselbst damals auch Shelley und Lord Byron weilten, zum
besten gab. Zugleich sei erwähnt, daß der hypersensitive Dichter
damals durch das häufige Besprechen mystischer Dinge derart aufgeregt
wurde, daß er, als Lord Byron einmal die Verse aus Colerid-
ges „Christable" über die Brust der bösen Fee deklamierte, plötzlich
aufsprang, ins Leere starrte und aus dem Zimmer floh: er hatte
die Vision einer Frau gehabt, welche auf der Brüst Augen trug.

Grausige Träume konnten einen so nachhaltigen Eindruck auf
Shelley machen, daß er es strenge vermeiden mußte, sich der Erinnerung
an sie hinzugeben. Seine Sinne waren mitunter so scharf,
daß er, z. B. in Bezug auf den Gesichtssinn, Grashalme und Zweige
entfernter Bäume mit mikroskopischer Deutlichkeit vor sich sah.

Zum Schlüsse sei hier noch auf die reiche Fundgrube für mystische
Tatsachen hingewiesen, welche sich in Walter Scotts „Briefe
über Dämonologie und Hexerei" finden. Besonders der zehnte Brief
enthält eine Fülle von Aufzeichnungen mystischer Vorgänge, von
denen der große Erzähler gehört hatte, und es ist ja bekannt, daß
er sich zeitlebens gerne mit mystischen Erscheinungen beschäftigte.
In seiner Jugend beherrschte ihn offenbar ein starker Glaube an
die Bedeutung derartiger Erscheinungen, während er in jenen
später verfaßten Briefen mystische Berichte einfach wiedergibt
und der Beurteilung des Lesers überläßt. Walter Scott war übrigens
persönlich nichts weniger als visionärer Natur. Nur einmal
hatte er zu Abbotsford bald nach dem Tode Lord Byrons, als er
von der Durchlesung einer Lebensbeschreibung des letzteren sich
erhob und in die vom Monde erleuchtete Vorhalle trat, eine wunderbar
deutliche Erscheinung Byrons.

Zentralblatt für Okktütismi». XXIII. Jahrgang.

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