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len, wie dies aus der obigen Mitteilung klar hervorgeht und wie
dies, wenigstens in Frankreich, im 17. Jahrhundert häufig der Fall
gewesen zu sein scheint
Seher und Medien des siebenzehnten
Jahrhunderts.
Von J. S. Haussen.
Persönlichkeiten, wie die „Seherin von Prevorst", bei welchen
nicht nur somnambul-visionäre, sondern auch abnorme körperliche
Zustände auftreten, welche auf eine Veränderung der organischen
Lebenserscheinungen schließen lassen, sind nicht gerade selten, nur
finden sie nicht immer einen Justinus Kerner, der ihnen zur Berühmtheit
hilft. Indessen hat uns doch Gottfried Arnold in seiner
berühmten „Kirchen- und Ketzer-Historie"l) eine Zusammenstellung
,der außerordentlichen Dinge dieses 17. Saeculi" hinterlassen,
welche als eine wahre Schatzkammer für die hierher gehörigen
Erscheinungen gelten kann.
Arnold ist, wie allgemein anerkannt wird, ein durchaus zuverlässiger
Autor, welcher mit sorgfältiger Kritik die ihm im Original
vorliegenden Monographien und handschriftlichen Protokolle über
die Seher und ihre Visionen etc. benutzte. Es kam ihm bei seiner
Zusammenstellung zunächst allerdings nur auf den dogmatischreligiösen
Inhalt „der Offenbarungen und Gesichte" an, weshalb
dabei wohl manches uns heute mehr interessierende verloren ging;
trotzdem aber ist in den genannten Kapiteln noch eine Fülle von
Material enthalten, dessen Kenntnis für die gegenwärtige Forschung
auf dem Gebiete des Mediumismus und Somnambulismus
wie des Übersinnlichen überhaupt von Wert ist. Dies gilt namentlich
von zahlreichen, genau eingetroffenen „Prophezeiungen" und
den Phänomenen der Aufhebung des Schwergewichtes und der Un-
verbrennlichkeit, welche sich ganz analog denjenigen gestalten, die
wir auch bei modernen Medien auftreten sehen. Arnold klassifiziert
die Vorkommnisse weder nach ihrem intellektuellen Gehalt,
noch auch nach der Art und Weise, wie sie psychologisch oder physiologisch
in die Erscheinung treten, sondern erzählt sie schlichtweg
in chronologischer Folge, der auch wir uns hier anbequemen wollen.
# Zuerst erzählt Arnold, leider nur flüchtig, nach der Historia
ecclesiastica eines gewissen Hornius, daß der Bischof Jakob Usher
l) Frankfurt 1700, 2 Bde., Folio, T. III, cap. 20—27.
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