Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
24.1930/31
Seite: 117
(PDF, 116 MB)
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saßen. „Die Versöhnung der dämonischen Wesen — bemerkt Höfler
*) — mit richtigen, durch den Ritus ausgebildeten Opfergaben
war eine der Vorbedingungen bei den ersten Heilversuchen. Weiterhin
trat hinzu das Bestreben, durch Einverleibung der Gottheit
selbst (Theophagie) sich in den Besitz der Gotteskräfte zu setzen.
Die tiergestaltigen Gottheiten, die Gestalten der verstorbenen
Ahnen und Seelengeister, wurden zum Heilmittel durch den Genuß
des heißen Blutes, des rohen Fleisches und der Organe dieser
Tiere" f

In der Auffassung der Primitiven wird dem Sexualakt eine
magische Bedeutung zugeschrieben. Der Koitus ist ein Zauberakt,
die Entfaltung der Allmacht. Das Sperma ist ein wichtiger magischer
Stoff. Weil aber im sexuellen Akt eine so wichtige Kraft sich
äußert, so fürchtete man ihrer verlustig zu gehen. Spermaverlust
bedeutet Einbuße der Zaubergewalt, Verminderung der Lebenskraft
. Aus dieser Vorstellung resultiert die Scheu vor dem Weibe,
die bei primitiven Völkern so verbreitet ist. Die Frau regt beim
Manne das sexuelle Verlangen an und bringt ihn dadurch in die
Gefahr, die magische Kraft zu verlieren, die er benötigt, um bei
seinen Unternehmungen Glück zu haben. Zufolge dieser Denkvoraussetzungen
wurde dem weiblichen Geschlecht ein übler Einfluß
auf den Erfolg aller männlichen Geschäfte zugesehrieben.

Diese Auffassung hat auch in der Bibel ihren Niederschlag
gefunden, denn bei Moses 1 heißt es: „Durch das Weib ist die
Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod". Ähnliche
Äußerungen finden sich in großer Zahl in der katholischen
Kirchenliteratur. Auf dem Konzil zu Trient wurde ernstlich beraten
, ob die Frauen eine Seele hätten, und auf dem Konzil zu
Macon wurde sogar verhandelt, ob die Weiber überhaupt Menschen
seien. Der Theologe Anselm von Canterbury, der später heilig gesprochen
wurde, sagte vom Weibe: „Nichts Schädlicheres gibt es
als das Weib; durch nichts richtet der böse Feind mehr Menschen
zugrunde als durch das Weib". Solchen Vorstellungen verdankt das
Weib die eigenartige Stellung im Kult- und Zauberwesen, die es
bei allen Völkern einnahm.

Wenn das Weib an und für sich als etwas Dämonenhaftes galt,
so ist es ohne weiteres verständlich, daß sich eigenartige Vorstellungen
in Bezug auf das Menstrualblut entwickelt haben. Die Ent-

A) M. Hofler. Die volksmedizinisdie Organotherapie und ihr Verhältnis zum
Kultopfer. S. 3. Stuttgart 1908.


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