Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
24.1930/31
Seite: 151
(PDF, 116 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1930/0155
Vom Blutzauber.

Eine ideengeschichtliche Studie über den Blutaberglauben.

Von Ernst Hentges. (Nachdruck verboten!)

(Fortsetzung.)

In ethnologischer und religionsgeschichtlicher Beziehung ist
der Tabu-Begriff ungemein aufschlußreich. Es ist dies ein unmotiviertes
Verbot, dessen Umgehung eine übernatürliche Bestrafung
nach sich zieht. Tabu bezeichnet den Zustand der Unberührbarkeit,
und die derart geschützte Sache kann sowohl unrein wie auch
heilig sein. Tabu-Verbote sind zahlreich in der Bibel anzutreffen.

In diesem Sinne ist auch die Stelle zu deuten, wo Moses (3. 15)
die Menstruierenden für unrein erklärt. Ähnliche^ Ansichten finden
wir bei ziemlich allen Völkern des Altertums. Bei den Parsen in
Indien mußten die Menstruierenden sich an einen abgesonderten
Ort des Hauses begeben, der so angelegt war, daß ihn die Sonnenstrahlen
nicht treffen und Wasser sowie Feuer und alles, was zum
Leben gehört, ihm fernblieb. Nach Zoroaster ist die Monatsblutung
der Frauen das Werk Ahrimans, des bösen Prinzips. Solange die
Menstruation andauert, ist demnach die Frau unrein und ein dämonisches
Wesen. Man muß ihren Umgang meiden, denn sie verunreinigt
alles, was mit ihr in Berührung kommt. Ihr Blick allein
genügt schon, um das Feuer zu verunreinigen. Sie darf sich nicht
satt essen, denn die Nahrung, die sie zu sich nimmt, dient nur dazu,
die Macht der Dämonen zu vermehren.4) In dem Gesetzbuch Manus
heißt es, jeder Mann, der sich einer Menstruierenden nähere, verliere
seinen Verstand, seine Kraft und Gesundheit; wenn er hingegen
die Weiber zu jener Zeit meidet, so mehre sich sein Verstand,
seine Kraft und seine Gesundheit.

Wie das römische, so schrieb auch das germanische Altertum
dem Menstrualblut große magische, bald schädliche, bald heilsame
Kräfte zu. Obwohl nun die Menstruierende bei allen Völkern als
unrein angesehen wird, findet das Menstrualblut sehr häufig Anwendung
als Heil- und Zaubermittel.

In der ältesten Encyklopädie, die wir besitzen, in Plinius
„Naturgeschichte", wird sehr wortreich über die schädlichen und
heilsamen Eigenschaften des Menstrualblutes berichtet. Durch Berührung
einer Menstruierenden wird der Wein sauer, Bäume verdorren
, Stuten werden unfruchtbar, Eisen wird rostig, Messer wer-

4) J. Darmesteter. Zend-Ävesta.


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