Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
24.1930/31
Seite: 340
(PDF, 116 MB)
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ihn an seinen Hof und bewies ihm alle Rücksichten und Aufmerksamkeit
in der Hoffnung, daß er ihm das Geheimnis der Herstellung
des philosophischen Steines überlassen würde. Sethon aber
Heß sich von keinerlei Überredungskünsten blenden, und in heller
Wut über den Widerspenstigen ließ ihn Christian IL foltern. In
den „Alchimistischen Anekdoten" erzählt Guldenfak, daß man den
Unglücklichen jeder Art von Folter unterzog, die grausamste Habgier
nur ersinnen ließ. Figuier berichtet in seinem obengenannten
Werk, daß man ihn mit spitzen Eisen durchstach, mit kochendem
Blei übergoß und dann mit Ruten peitschte, schließlich aber in ein
finsteres Kerkerloch warf. Das geschah im Herbst 1603.

Als die Kunde von der grausamen Marter und Gefangenschaft
Sethons zu den Ohren des polnischen Alchimisten Michael Sendi-
vogius drang, beschloß er ihn zu retten, und mit Hilfe eines klug
ersonnenen Planes brachte er Sethon nach Krakau, Freilich war
die Rettung nicht ganz ohne Hintergedanken erfolgt. Erträumte
sich doch Sendivogius, daß ihm Sethon das Geheimnis des großen
Werkes mitteilen würde. Aber Sendivogius wurde in dieser Hinsicht
schwer enttäuscht, denn Sethon, dem alle Martern kein Geständais
entlockt hatten, dedizierte ihm bei seinem im Anfang des
Jahres 1604 erfolgenden Tode nur die Reste des noch in seinem
Besitze befindlichen geheimnisvollen Pulvers, gab aber nicht das
Geheimnis von dessen Herstellung preis.

Die Gestalt des Sethon ist mehr als die weit weniger erfolgreicher
Alchimisten von der Geschichte menschlichen Märtyrertums
vernachlässigt worden. Sein einziges Werk „Das Buch der zwölf
Kapitel" ging in den Besitz Sendivogius über. Sendivogius ward
auf seiner Reise nach Polen, die er nach dem Tode Sethons antrat*
von Kaiser Rudolf IL auf dem Hradschin mit allen Ehren empfangen
, hielt sich aber wohlweise dort nicht lange auf, sondern setzte
seine Fahrt durch Mähren fort. Ein vornehmer Adeliger, der vernommen
hatte, daß Sendivogius sich auf die Herstellung künstlichen
Goldes verstand, ließ ihn von seinen Leuten gefangen nehmen
, um sich in den Besitz des Rezeptes zu setzen. Es gelang
Sendivogius, sich an einem Strick, den er aus seinen Kleidern
drehte, durch das Kerkerfenster zu flüchten.

Friedrich von Württemberg, der ihn schon lange kennen lernen
wollte, nahm ihn im Jahre 1605 freundlich an seinem Hofe auf,
erwies ihm alle Ehren und scfienkte ihm die Einkünfte des Gebietes
von Nedlingen. Nun aber hatte Friedrich von Württemberg,
der sich schon Jahre lang mit alchimistischen Studien beschäftigte,
schon weit früher als Sendivogius an seinen Hof gekommen war,


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