Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
24.1930/31
Seite: 433
(PDF, 116 MB)
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Zentralblatt für Okkultismus.

Monatsschrift

zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften.

Herausgeber u. verantwortlicher Schriftleiter: Max Älfmann, Leipzig,

XXI v. Jahrgang

April 1931

10 Heft

Wo sind die Toten?

Von Dr. Otto Lindenberg.

Sokrates versuchte einst, im Begriff den Schierlingsbecher zu
trinken, seinen Freunden und Schülern die Unvergänglichkeit unseres
wahren Wesenskernes durch Vernunftgründe zu beweisen
, und er meinte, daß wir dorthin gingen, woher wir gekommen
seien. Daß wir vor unserer Geburt schon existiert hätten,
war für ihn feststehend, denn er glaubte beweisen zu können, daß
all unser „Wissen" nur „Wiedererinnerung" sei.

Auch Schopenhauer vertrat sehr energisch den Standpunkt,
daß auf die Frage nach unserer Fortexistenz nach dem Tode die
richtige Antwort sei: „Ihr werdet das sein, was Ihr vor Eurer
Geburt waretf' Er betrachtete es für unlogisch, eine Fortexistenz
nach dem Tode anzunehmen, wenn man gleichzeitig nicht auch an
ein ganz analoges Dasein vor unserer Geburt glaubte. In der Tat,
was würde ein Mathematiker dazu sagen, wenn man behaupten
würde, daß eine gerade Linie sich nach rechts in der Unendlichkeit
verliert, gleichzeitig aber bestreiten würde, daß sie von links aus
der Unendlichkeit kanie, sondern etwa an der linken Ecke des
Tisches hier ihren Anfang nähme. Würde er nicht antworten:
„Entweder Du sprichst von der Strecke; diese beginnt an der linken
Ecke des Tisches und endet an der rechten. Oder Du sprichst von
der Linie, für diese bildet die Kante des Tisches, die „Strecke",
nur ein für unsere Wahrnehmung besonders gekennzeichnetes Teilstück
, aber die Linie selbst ist nach links und rechts unendlich".
Analog muß man sagen: entweder ist die Geburt unser Anfang
und der Tod unser Ende, oder diese beiden markanten Punkte begrenzen
nur eine „Strecke" unseres Daseins, welches selbst der
unendlichen geraden Linie vergleichbar ist.

Aber die Menschen sind mehr und mehr wankend geworden
im Vertrauen auf die unbedingte Sicherheit der Schlüsse ihrer
Vernunft, und haben auch allen Grund, etwas mißtrauisch zu sein.

Zentralblatt für Okkultismus. 24. Jahrgang. 28


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